Deutsches Netzwerk für mitochondriale Erkrankungen (mitoNET)

Rekrutierung und Phänotypisierung von Patienten, Dokumentation in web-basiertem Register, Dokumentation des natürlichen Verlaufes und Durchführung kontrollierter klinischer Studien

Mitochondriale Erkrankungen

Mitochondriale Erkrankungen sind selten, ausgesprochen heterogen und reichen von fatalen multisystemischen Syndromen bei Kindern über neurologische Krankheitsbilder bei Erwachsenen bis hin zu milderen oligosymptomatischen Varianten im Alter. Die Verläufe sind oft chronisch, die Mortalität deutlich erhöht. Der enorme Fortschritt in der Definition und Diagnostik mitochondrialer Erkrankungen sowie in der Aufklärung der molekularen Mechanismen hat sich bislang nicht in wesentlichen Verbesserungen der Therapiemöglichkeiten niedergeschlagen. Dies ist insofern besonders bedauerlich, als das primär funktionelle Energiedefizit prinzipiell reparabel erscheint. Die Seltenheit und Heterogenität der Erkrankungen und das inkomplette diagnostische Armamentarium tragen zum Fehlen von umfassenden Patientenregistern, longitudinalen klinischen Daten und kontrollierten Studien bei. Diese Defizite bestehen weltweit, und auch in anderen Ländern (u.a. England, Italien, USA) formieren sich deswegen entsprechende mitochondriale Netze.

Das Deutsche Netzwerk für mitochondriale Erkrankungen (mitoNET)

Das mitoNET wird seit Februar 2009 vom BMBF als eines von bundesweit 16 Netzwerken zu seltenen Erkrankungen gefördert. Koordiniert wird das Projekt von Prof. Dr. Thomas Klopstock am Friedrich-Baur-Institut München.

Das übergeordnete Ziel ist die Verbesserung der Versorgung von Patienten mit mitochondrialen Erkrankungen. Hierzu wurde ein Netzwerk aus Neurologischen und Pädiatrischen Kliniken mit besonderer Expertise auf diesem Gebiet aufgebaut, wo die Patienten umfassend phänotypisiert und in einem mitoREGISTER erfasst werden. Jährliche Kontroll-Untersuchungen dienen der Erfassung des Krankheitsverlaufs. Zudem betreibt das Netzwerk zwei Biobanken: in mitoSAMPLE werden bei jeder Vorstellung mittels eines mitoKIT DNA, RNA und Plasma für Untersuchungen von Genom, Transkriptom und Metabolom gewonnen; mitoCELL dient der Asservierung von diagnostisch gewonnenen Fibroblasten und Myoblasten. Vier Projekte zielen auf eine Verbesserung des diagnostischen Armamentariums durch Etablierung neuer Methoden: mitoGEL – hochsensitive Quantifizierung mitochondrialer Proteinkomplexe in einem einzigen 2-D blue native/SDS-Gel; mitoMORPH – Etablierung eines diagnostischen Assays für mitochondriale Morphologie und Dynamik; mitoGENE – Verbesserung der Diagnostik und der Identifikation neuer Gene durch next generation sequencing; und mitoSYSTEM – Erstellung eines Expertensystems zur Integration von Genotyp- und Phänotypdaten. Ein Projekt beschäftigt sich mit in vitro-Untersuchungen neuer Therapien: mitoTREAT – Effekt von Fibraten, Rosiglitazon, Bisaryliminen u.a.

Im Folgenden möchten wir betroffene Patienten oder ärztliche Kollegen, die Patienten mit mitochondrialen Erkrankungen betreuen, über das klinische mitoREGISTER und die Biobanken detaillierter informieren.

mitoREGISTER

Studienziel

Das Hauptziel des mitoREGISTER ist die Rekrutierung und standardisierte Phänotypisierung von Patienten mit seltenen mitochondrialen Erkrankungen. Daran nehmen mehrere Zentren im deutschsprachigen Raum teil. Bei jedem Patienten mit einer mitochondrialen Erkrankung wollen wir die Krankheitsgeschichte, den Untersuchungsbefund und den Krankheitsverlauf genau dokumentieren. Durch die Erfassung einer großen Zahl von Patienten wollen wir die Entwicklung der Erkrankungen auch in ihrem Verlauf über Jahre beurteilen. Neben den klinischen Daten sollen auch genetische, molekularbiologische und biochemische Analyseverfahren verwendet und weiterentwickelt werden. Das übergeordnete Ziel des mitoNET ist der Aufbau eines Netzwerks aus Ärzten und Grundlagenwissenschaftlern, die anhand der Befunde sowie der Blut- und Gewebeproben von möglichst vielen betroffenen Patienten unbekannte Ursachen mitochondrialer Erkrankungen aufdecken, mitochondriale Funktions­störungen besser aufklären und neue Behandlungsstrategien ableiten können.

Ablauf der Studie

Vor Aufnahme in das mitoREGISTER erfolgt eine Vorstellung in unserer Ambulanz. Bei begründetem Verdacht auf eine mitochondriale Erkrankung kann anschließend, nach Aufklärung und Einwilligung,  eine Aufnahme in das Register erfolgen. Hierfür werden Fragebögen zu Wohlbefinden und klinischer Symptomatik erhoben, sowie ein Konzentrations- und Wortschatztest durchgeführt. Weiterhin erfolgen eine ausführliche Erhebung der Krankengeschichte, eine körperliche Untersuchung und die Erhebung weiterer klinischer Parameter. Im Rahmen des mitoREGISTER wird auch eine Blutentnahme zur Analyse von DNA und Metaboliten durchgeführt. Nach Aufnahme in das Register erfolgen jährliche bzw. wenn notwendig auch häufigere Vorstellungen in unserer Ambulanz zur Verlaufskontrolle. Der Ablauf dieser Folgeuntersuchung ähnelt dem oben beschriebenen Procedere bei Aufnahme in das Register.

Studienteilnahme

Patienten mit einer vom Neurologen geäußerten Verdachtsdiagnose „Mitochondriale Erkrankung“ können an der Studie teilnehmen. Asymptomatische, aber die gleiche genetische Veränderung tragende Familienmitglieder können ebenfalls in das mitoREGISTER eingeschlossen werden.

Aufwandsentschädigung

Fahrtkosten können bis maximal 30,- Euro pro Person erstattet werden.

Kontakt

Prof. Dr. med. Thomas Klopstock
Dr. med. Boriana Büchner
Dr. med. Ivan Karin

Friedrich-Baur-Institut
Klinikum der Universität München
Ziemssenstrasse 1a
80336 München
Tel.: 089 4400-57400
Fax: 089 4400-57402

Links

mitoNET
mitoREGISTER

Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung