Das Institut im Wandel der Zeit

Eine entscheidende Änderung im Patientengut und somit auch in der Aufgabenstellung des Instituts ergab sich im Laufe der Sechzigerjahre, als durch die erfolgreiche Einführung der Poliomyelitis-Schutzimpfung dieses Krankheitsbild erfreulicherweise seinen Schrecken verlor. Dieser Tatsache trug das Kuratorium der Stiftung Rechnung, indem das Stiftungsziel auf die „Erforschung und Behandlung neuromuskulärer Erkrankungen“ erweitert wurde.

Es waren Jahre des Umbruchs, als Ende der Sechziger-, Anfang der Siebzigerjahre eine Reihe bewährter Mitarbeiter das Institut verließen, um mehrheitlich auf bedeutende Chefarztstellen bzw. Ordinariate berufen zu werden.

Auch nach seiner Emeritierung im Jahre 1969 fungierte Professor Bodechtel weiterhin als ehrenamtlicher Leiter des Instituts und prägte ganz entscheidend den einzigartigen interdisziplinären Charakter dieser Institution. Die Evolution technischer Methoden vor allem in der klinischen Neurologie brachte ständige Platzprobleme mit sich. Bestimmte Teilgebiete der Neurologie mussten in einer derartig exponierten Einrichtung besondere Beachtung finden. Dabei sollte das Stiftungsziel („Behandlung und Erforschung neuromuskulärer Erkrankungen“) ebenso wenig aus dem Blickfeld geraten wie die enge Beziehung zur Inneren Medizin. So wurden nicht nur die virologische Abteilung weitergeführt, sondern auch die neurophysiologische Abteilung und das von Prof. Pongratz betreute Muskellabor erweitert und in ihrer Kapazität ergänzt.

Es blieb immer ein besonderes Anliegen aller Institutsmitarbeiter – Ärzte, Pflegekräfte und technische Assistenten –, gemäß dem Wunsch des Stifters, gelähmte neuromuskuläre Patienten, oft auch mit Atemantriebsstörungen, langfristig zu behandeln.

Gleichzeitig brachten die steigenden ambulanten Untersuchungszahlen sowie die Verfeinerung zahlreicher Methoden aber auch die Notwendigkeit mit sich, viele Patienten sehr rasch einer weiterführenden Diagnostik unter stationären Bedingungen zuzuführen. Das Wissen und die technischen Möglichkeiten der großen internistischen Klinik standen und stehen dabei uneingeschränkt zur Verfügung und sind unverzichtbar. Enge Kontakte wurden immer auch mit benachbarten Instituten gepflegt und ausgebaut. Hinsichtlich des neurologischen Schwerpunktes wurde die Zugehörigkeit zur Neurologischen Klinik des Klinikums Großhadern seinerzeit unter der Leitung von Herrn Prof. Brandt institutionalisiert, die jetzige Leitung obliegt Frau Professor Dieterich. Seit dem 1.6.2001 ist das Friedrich-Baur-Institut „Institut der Medizinischen Fakultät an der Neurologischen Klinik“.

Die Etablierung der Muskelzentren (hier das Muskelzentrum München – Augsburg – Regensburg), gefördert und getragen von der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke und dem Freistaat Bayern, bedeutete eine qualitativ und quantitativ entscheidende Verbesserung der Vernetzung von stationärer und ambulanter Betreuung von Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen. Betroffene können im Friedrich-Baur-Institut die Hilfe sowohl einer Sozialarbeiterin als auch einer Krankengymnastin in Anspruch nehmen.

Ambulanz- und Laborgebäude

Das im Jahre 1999 bezogene Ambulanz- und Laborgebäude

Es bedarf kaum einer besonderen Erwähnung, dass die Leistungszahlen des Instituts in allen Teilbereichen stetig wachsen. Dies spiegelt die Notwendigkeit wider, in einer hochspezialisierten Einrichtung selbst in Zeiten finanzieller Knappheit die räumlichen und technischen Voraussetzungen so zu aktualisieren, dass die bestmögliche Versorgung der Patienten gewährleistet ist. Dies ist mit der Förderung der Forschung untrennbar verknüpft. Finanzielle Mittel der Friedrich-Baur-Stiftung und des Freistaates Bayern ermöglichten, nach der Bauphase 1997/98, den Umzug aus dem zwischenzeitlich bautechnisch mangelhaften alten Gebäude in die völlig neu konzipierte Krankenstation im Bettenhaus der Medizinischen Klinik. Im Frühjahr 1999 konnte auch das neue Institutsgebäude, wiederum ermöglicht durch finanzielle Mittel der Friedrich-Baur-Stiftung und des Freistaates Bayern, bezogen werden. Dort befinden sich die Ambulanz- und Laborräume.