Klinikum Universität München // Jahresbericht 2014 - page 65

Kinder-und Jugendmedizin
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Herr Schiessl,wiehabenSiedieTransitionerlebt?
Daswareinbisschenchaotisch,auchweil ichgerade
indieser PhasedieMedikamentewechselnmusste.
Undesgingallesdrunterunddrüber,bis ichendlich
einenTermin inder Erwachsenenmedizingekriegt
habe. Das war schon eineHerausforderung. Denn
manmusssichumvielmehrselberkümmern. Inder
Kinderklinik kennen einen die Ärzte sehr gut und
man wird umsorgt. Bei den Erwachsenen wird er-
wartet,dassmanAhnungvonseinereigenenKrank-
heitsgeschichte hat oder sich selbstständigmeldet,
wennman Probleme hat. Undman wird viel mehr
nach seinerMeinunggefragt und soll beiwichtigen
Entscheidungenmitbestimmen.
WarenSiedamit überfordert?
Es ging, weil ich schon seit dem 16. Lebensjahr
teilweise ohne meine Eltern zu den Terminen in
der Kindermedizin gegangen bin. Außerdem habe
ichmich auchmal mit meinenBefunden stunden-
langvordenComputergeklemmt, dieFachbegriffe
recherchiert undmich informiert, weil mir so was
einfachSpaßmacht.Deshalbkam ichdannmitdem
medizinischen Kauderwelsch der Erwachsenen­
medizin ganz gut klar. Die größte Herausforde-
rungwarendieorganisatorischenSachen, Termine
machenund so. DieÄrzte habenweniger Zeit und
sind deutlich schwieriger zu erreichen. Manmuss
sich selbst kümmern, dassman einen Termin zum
richtigen Zeitpunkt kriegt. Eher warmeineMutter
mit der Situationüberfordert,weil siewenigermit-
kriegtund ichselberentscheide. Loslassenundda-
rauf vertrauen, dass ich das schon alleine hinbe-
komme, ist ihr ziemlich schwer gefallen.
Aber Siehattennichtmal denReflex, zuden
Kinderärzten zurückzugehen?
Nein. Ich kam da ja irgendwann klar mit. Aber es
ist halt besser, wennman richtig vorbereitet wird.
Man gewöhnt sich auch dran, dass man seinem
Arzt ab und zu helfenmuss, sich in der Akte und
Krankheitsgeschichte zurechtzufinden. Ich glaube,
ich war frech genug, mich auch mal aktiv dazwi-
schenzuwerfen, wenn ich noch Fragen hatte oder
die Ärzte etwas vergessen haben. Wenn man das
nicht tut, gehtman leider unter.
»Wennmansich
nichtdazwischenwirft,
gehtmanunter«
ChristophSchiessl hatMorbusCrohn,warPatient am
Dr. vonHaunerschenKinderspital und istmit 19 Jahren indie
Erwachsenenmedizin inGroßhaderngewechselt.
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