Klinikum Universität München // Jahresbericht 2014 - page 48

Kinder-und Jugendmedizin
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samtdergesundenWAS-Gen-Kopie indieErb-
informationderStammzelleneinundgaben diese
anschließenddemPatientenzurück.Nachder
Transplantationderkorrigierten Blutstammzellen
normalisierten sich innerhalbeines Jahresdie
Zahl undFunktionder verschiedenenBlutzellen.
DieKrankheitssymptomeverschwandenvollständig.
Trotzdieserüberraschenden Therapieerfolgewar
auchdieseStudienur einSchritt auf einem langen
Weg. Jahre späterzeigten sichNebenwirkungen,
ähnlichwiebei anderen Stammzellgentherapien
weltweit. Siebender zehnPatienten entwickelten
eineLeukämie.UmfassendegenetischeUnter­
suchungenzeigten:EinigeVirenhattensich indie
Nähevon „Krebsgenen“eingenistet.Dieseund
weitereVeränderungenmachtenausden gesunden
BlutstammzellenLeukämiezellen.DieKinder
musstenalsoerneutbehandeltwerden, diesesMal,
um ihreLeukämiezubekämpfen.
MöglicheLösungen: diegesundenGenkopien
möglichst soexakt insErbgut einzufügen, dasskei-
nekrebsförderndenGenebetroffenwerden. Daran
arbeitetKleinsTeammitHochdruck.Christoph
Kleinhofftauchauf „mikrochirurgischePräzisions­
werkzeuge“undeinenReparatur-Prozess, den
Zellenauchnatürlicherweisenutzen:diehomologe
Rekombination.DabeiwirdeinedefekteKopie
einesGensgegeneine intakteausgetauscht, und
zwarpassgenau.Damitdiesgeschieht,nutzen
dieZellen bestimmteEnzyme, dieden langenFaden
derErbsubstanzebennuranganzbestimmten
Stellenzerschneiden–andenbeidenEndendes
betreffendenGens.
DiesenProzesswollendieForscher jetzt für ihre
ZweckederGentherapie soankurbeln, dass er
inmöglichst vielenZellen stattfindet.Dazunutzen
sieverschiedeneEnzyme: bestimmte „Nukleasen“.
MithilfederCRISP/Cas9-Technologiewirddie
ErbsubstanzpräzisionsgenauandenGenenmani­
puliert,womanKorrekturenvornehmenwill.
ErfolgendieseSchnitte,merkendieZellen, dass
sie „verwundet“ sind–undbaueneinGenein,
dasdemGenzwischendenSchnittstellenähnelt.
IndenZellkulturenderMünchnerForscher „arbeitet
diesesSystem“,wieKlein sagt, „bereitshoch
effizient.“Nochaberhaben siedasWAS-Gennicht
indieErbsubstanz jenerBlutstammzelleneingefügt,
mit denen siearbeiten. „Aber“, gibt sichKlein
optimistisch, „daswirdunsgelingen.ObKinder
mitWASallerdingsdanneinesTagesaucheine
bessereHeilungschancehabenwerden,müssenwir
sorgfältigprüfen.“
DasTeamvonChristophKleinhat zehnamWis-
kott-Aldrich-SyndromerkrankteKindermiteiner
Gentherapiebehandelt. Prinzipiellwirdbei einer
GentherapieeinegesundeKopieeinesdefekten
Gens, indiesemFalledasWAS-Gen, inKörperzel-
leneingeschleust.DaraufhinkönnendieZellen
ein lebensnotwendigesProtein, indiesemFall das
WAS-Protein,wieder selbstherstellen.Dasalles
klingt simpel, istaberextremkomplex.
DieseProzedurbenötigteinVehikel,dasdiegesunde
Kopieeffektiv indieZellenverfrachtet.Viren sind
solcheeffizientenGenfähren,weil sienatürlicher-
weiseZellenbefallenund ihreErbsubstanz indie
ErbsubstanzvonZelleneinklinken.Dochsiemüssen
für eineGentherapie sobearbeitetwerden, dass
siekeine Infektionenmehrauslösen.Das Klein-Team
hatdeshalballeGeneeinesbestimmtenVirus
entferntund stattdessendasgesundeWAS-Gen
eingesetzt.
FürdieTherapiehabendieForscherdenkleinen
PatientendannBlutstammzellenausdemKnochen­
markentnommen.Aus ihnenentstehenalle Zellen
desBlutesunddes Immunsystems. ImLabor
schleustendieWissenschaftlerdieviralenGenfähren
1.000
5-10
Jahre
Wiskott-Aldrich-
Syndrom
Symptome
gestörteBildungderBlutplättchen,
erhöhteAnfälligkeit für Infektionen,
BlutungenundKrebserkrankungen
Ursache
Mutationen imWAS-Gen, das
für die zelluläreSignalüber-
tragungwichtig ist
Lebenserwartung
ohneBehandlung
durchschnittlichetwa
ForschungsprojekteamHauner
PatientenWeltweit
etwa
bekannteFälle
1...,38,39,40,41,42,43,44,45,46,47 49,50,51,52,53,54,55,56,57,58,...132