Klinikum Universität München // Jahresbericht 2014 - page 39

ComprehensiveCancerCenterMünchen
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Seitdrei JahrenhatdieOnkologieam
KlinikumeinneuesKonzept indieTat
umgesetzt.Zwischen15und25aus-
ländischeMedizin-Studierendewerden
–nacheinemAuswahlverfahren–zu
einerdrei-bisvierwöchigen„Winter
School“eingeladen. Jeweilsvormittags
hospitierensieaufStation,amNach­
mittagwerdengezieltSchwerpunkt­
themenvertieft. „DiesesProjekt
kommtsehrgutan“, sagtProf.Martin
Dreyling.DieenglischsprachigenStu­
dierendenwerdenengbetreutundbe­
kommeneinen„Buddy“zurSeite–
Medizin-StudierendederLMU. „Wenn
wir jungeLeute fürdieOnkologie
begeisternwollen“, soDreylingweiter,
„müssenwirdas frühzeitig tun.“Denn
schon jetzt istklar: In spätestens
20 Jahrenwirdesbei steigendenPati­
entenzahlenzuwenigOnkologen in
Deutschlandgeben.
WinterSchool
Befasst sichderOrganblockBlut aus-
schließlichmit Tumorerkrankungen?
Die bösartigen Erkrankungen sind ein
Schwerpunkt und die anderen onkolo-
gischen Bereiche sind auf die verschie-
denenOrganblocks imModul 23verteilt
– Magen-Darm, Lunge und so weiter.
Jeder Block wird interdisziplinär ge-
staltet, beim Magen-Darm-Block etwa
von einem Gastroenterologen und Chi­
rurgen. Undwenn ich in der Vorlesung
über Lymphdrüsenkrebs erzähle, ist da
ein Pathologe anwesend, der die un­
terschiedlichen Lymphom-Gewebetypen
demonstriert–undeinRadiologe,derdie
Bildgebung diskutiert. Für dieses inter-
disziplinäre Konzept der Lehre haben
wir unsbewusst entschieden.
Warum?
Weil es lehrtechnisch viel sinnvoller ist.
InnormalenVorlesungenwirdeinKrank-
heitsbild nur von einem Fachgebiet dar-
gestellt. So werden Darmtumoren wie-
derholt in der Pathologie, der Chirurgie
und der Onkologie gelehrt, und die ver-
schiedenenAspektederErkrankungkön-
nen vondenStudentenerst einmal nicht
zusammengeführt werden. Dementspre-
chendbearbeitenwirdieThemen inden
Organblocks bewusst interdisziplinär,
damit die Studierenden die Gesamtheit
und Komplexität dieser Krankheitsbil-
der erahnen – von der Diagnose bis zur
Therapie.
Hat sichdieAusbildung inden
vergangenen Jahren verändert?
Ganz entscheidend war, dass wir das
Curriculum von Hauptvorlesungen in
Richtung Kleingruppen-Arbeit modifi-
ziert haben, um den Stoff interaktiv zu
vermitteln. Das heißt, die Studierenden
erarbeiten sich die Krankheitsbilder aktiv
selbst in den verschiedenen Lehrformaten,
zum Beispiel den Tutorials. Und wir legen
sehr vielWert auf Praxis. DieStudierenden
üben inRollenspielenmit Patienten-Schau-
spielern, wie man den Patienten eine Tu-
mordiagnose mitteilt. Das ist sehr realis-
tisch. In dieser Hinsicht gehört die LMU
zu den Pionieren, und auch die Psychoon-
kologie spielt in der Ausbildung eine gro-
ßeRolle. Für diesesKonzept benötigenwir
zwarmehr Lehrer, aber ich stehe hundert-
prozentigdahinter.Dennnur sokönnenwir
amEndebessereÄrzteausbilden.
Gibt es einenPferdefuß?
Durchaus. ImVergleich zu 2005 benötigen
wir heute zehnmal so vieleDozenten, und
für die Kollegen bedeutet dieses Lehrkon-
zept einen erheblichen Zeitaufwand. Wer
einen Studentenkurs gibt, muss die aus-
gefalleneArbeitszeit in der Regel anschlie-
ßend dranhängen, um die Station zu ver-
sorgen.
Was sagendenndieStudierenden zu
ihrerAusbildung?
Wir befragen die Studierenden regelmäßig
nach ihrer Bewertung. Die Lehrveranstal-
tungen werden umso besser bewertet, je
kleiner die Studentengruppe ist. Die Stu-
dierenden spüren einfach, dass dieDozen-
tenmotiviert sindunddieAusbildungdeut-
lichpraktischer ist.
SehenSieVerbesserungsbedarf?
Speziell dieArbeitszeitbedingungender As-
sistenzärztemüssenverbessertwerden.Und
wir brauchennochmehr Seminarräume für
die Kleingruppenarbeit. In der Infrastruktur
sehe icherheblichenNachholbedarf.
Prof.MartinDreylingvonderMedizinischenKlinikundPoliklinik III
koordiniert inderAusbildungderStudierendenden„Organblock
Blut“, der sichauchmit LeukämienundKnochenmarkkrebsbefasst.
Er ist seit Ende2014 auchCo-Koordinator des sogenannten
Organblocks immedizinischenCurriculumder LMU (MeCuM)
undExperte inder onkologischenAusbildung.
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