Klinikum Universität München // Jahresbericht 2013 - page 33

HerzChirurgie
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AndreaPaul istKrankenschwester in
derherzchirurgischen Intensivmedizin.
EinBlick in ihrenAlltag zwischen lebens-
rettenderTechnikundPatienten.
E
s isthalbzwölfmittagsundPauline rotiert.Sieheißtmit
vollemNamenAndreaPaul, aber jederauf „H3A“nennt
sie nur Pauline. Pauline also arbeitet als Kranken-
schwester inderherzchirurgischen Intensivstation inGroßha-
dern.DieFrauausBrandenburg ist tough–undhat Seele. Sie
berlinert noch in ihrem 13. Jahr inMünchen. Um sie herum
schwankendieMenschen zwischenLebenundTod,meist zu-
mindest. Paulinegibt alles. „Fürdiesen Jobmusst dugeboren
sein“, sagt sie, „undeinbisschenverrückt.Das istStresspur.“
DieneuePatientin vor ihr hat sie erst vor zwei Stundenüber-
nommen. Eine 34-jährige Frau, derenHerzmit zwei bis drei
Prozent Pumpleistung kaum noch Kraft hat – was man nicht
glauben mag, schaut man in ihr feines, schön gezeichnetes
Gesicht. Sie liegt imkünstlichenKomaund ist aneineverklei-
nerte Herz-Lungen-Maschine angeschlossen. Ohne diese
ECMOwäre sie längst tot. Ihr Brustkorb ist geöffnet. In zwölf
Stunden wurde sie dreimal wegen Blutungen operiert. Der
drohendeTod zeichnet einebizarreÄsthetik.
MankanndiePatientinzunächst kaumerkennen, soviel Tech-
nik umrundet ihr Bett: ECMO, Defibrillator, Röntgengerät,
transthorakale Echokardiographie und so weiter. „Da haste
manchmal nicht mal Platz, um Blut abzunehmen“, sagt Frau
Paul undweiß, dass ohne die Geräte alles nichts wäre in der
herzchirurgischen Intensivstation. „Ganz klar, das steht hier
auch für uns an erster Stelle, weil viele Patienten einfach kri-
tisch krank sind“, sagt sie, „damusste fit sein.“Wasbedeutet:
ständigeWeiterbildung. Sie kann jedes der vielen Geräte be-
dienen.UndNotfallsituationenauchalleinerkennen.Dasmuss
so sein, dennes sinddiePflegekräftewiePauline, die24Stun-
den langandenBettenderPatientensind–undnichtdieÄrzte.
So steht sie ander ECMO ihrer jungenPatientinundprüft, ob
alle Parameter stimmen. Ob zum Beispiel die Schläuche wa-
ckeln, was anzeigt, dass die Patientin vielleicht mehr Flüssig-
keit braucht.ObdieKanülenochgut sitzt,mit derdasBlut der
Patientin indieMaschinegespültwird.Vorallemaberprüft sie
regelmäßig, obdiePatientinwiederBlut verliert. Einkritischer
Punkt in diesem Fall. Hinten piept plötzlich eine Maschine
ihres zweitenPatienten. Ohne eine erkennbareSpur vonHek-
tik geht sie zu dem anderenBett und klärt die Lage. 30 Jahre
Erfahrung in diesemGeschäft zahlen sich aus in der nötigen
Ruhe, dievor allemdenPatientennützt.
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