Mund-Kiefer-GesichtSChirurgie
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Herr Prof. Ehrenfeld, war die Operation
am Patienten Petros für Sie eine beson-
dere?
Auf jedenFall. Ichhabebisherankeiner
längeren OP teilgenommen. In ihrer
Komplexität und der Kombination ver-
schiedener Technologien war sie ganz
sicher herausragend. Der Planungsauf-
wandwar immens. Die vielen verschie-
denen Implantateausunterschiedlichen
Materialien, diewir inderRekonstrukti-
on seines Schädels kombiniert verwen-
det haben, inKombinationmit körperei-
genenTransplantaten,machendieseOP
ganz speziell.
WäredieseOperation indieserWeisemit
einemvergleichbarenErgebnisschonvor
zehn Jahrenmöglichgewesen?
Höchstwahrscheinlich nicht, weil ein-
fach die Technologie noch nicht vor
handen war wie heute. Einfache Form-
körper wie beispielsweise einen Röh-
renknochen konnteman seinerzeit zwar
schon herstellen, aber nicht in dieser
feinen Ausarbeitung. Mit dem Laser-
Melting lassen sich heute selbst ganz
dünne und geometrisch anspruchsvolle
Titan-Implantate herstellen. Dabei wird
TitanpulverdurcheinenLasergeschmol-
zenundsoaufgebracht, dassdreidimen-
sionaleGebilde entstehen, und zwar ge-
nau so,wiemandas vorher amRechner
geplant hat. Damit bekommt man auch
komplexe und in sich gewundene For-
men sogar mit Hohlräumen hin. Das ist
hoch innovativ. Titan-Implantate setzen
wir zumBeispiel auchbei der Korrektur
vonFehlbildungenein.
Diese Implantate planen sie zusammen
mit speziellen Firmen. Wie wichtig ist
dieseZusammenarbeit?
Die ist nicht mehr wegzudenken. Erst
durch die Kooperation mit den Techni-
kernund Ingenieuren könnenwir unse-
ren hohen Anspruch bei der Tumorchi-
rurgie und der Rekonstruktion umset-
zen. DieMitarbeiter dieser Firmen sind
absolute Experten in der Software, mit
der sich komplexe Operationenwiewir
siedurchführen, optimal planen lassen.
Haben Sie aus dieser Operation etwas
für den Routinebetrieb in Ihrer Klinik
gelernt?
Wir haben in der Tat vieles mitgenom-
men in unseren klinischen Alltag, vor
allemwas die Kombination verschiede-
ner Formteile betrifft. VondenErkennt-
nissen aus Petros’ Operation profitieren
auch andere Patienten, obwohl diese
Patienten meist kleinere Probleme ha-
ben, weil ihre Tumoren zum Zeitpunkt
derOPeinfachnicht sogroßgewachsen
sind aufgrund der Früherkennung. Bei
unserensonstigenPatienten fehlenzwar
auch zum Beispiel Anteile der Augen-
höhlenwände, aber eben nicht in die-
sem Ausmaß wie bei Petros. Die Tech-
nologien, diewir bei der OP von Petros
genutzt haben, wendenwir zunehmend
auch bei den kleineren Problemen im
klinischenAlltag an. ImÜbrigen setzen
wir ähnliche Planungssoftware wie bei
der Petros-Operation auch in der Im-
plantologie ein, also beim Einsetzen
künstlicher Zahnwurzeln zum Veran-
kern vonZahnersatz.
»VondenErkenntnissenausPetros’Operationprofitierenauch
anderePatienten«. Ein Interviewmit Prof.Dr.Michael Ehrenfeld,
DirektorderKlinik fürMund-, Kiefer- undGesichtschirurgie.
DieKlinik fürMund-,Kiefer-und
Gesichtschirurgiedeckteinbreites
Spektrumab.Angefangenbeider
zahnärztlichenChirurgie–beispiels-
weisederVorbereitunghochwertigen
ZahnersatzesdurchEinsetzenvon
ImplantatenoderdemAufbauge-
schrumpfterKieferkämme.Dazu
kommendiekomplexerenFälleaus
verschiedenenBereichen.ZumBeispiel
dieChirurgievonschwerenEntzün-
dungen, InfektionenoderAbszessen.
DieChirurgieangeborenerFehlbildun-
gen isteineweitereSpezialitätder
Klinik inderLindwurmstraße.Dazu
gehörenselteneFehlbildungen,aber
selbstverständlichauchLippen-Kiefer-
Gaumen-Spalten,diezweithäufigsten
FehlbildungdesMenschen.Auchnach
UnfällenoderPrügeleienmüssendie
MKG-Chirurgenhäufigeingreifenund
mit ihrenVerfahrenBrücheundandere
mehroderminderschwereVerletzungen
vonKnochen,ZähnenundWeichge
weben imGesichtbehandeln.Last,but
not least:dieTumorchirurgie,mitdem
Mundhöhlenkrebsalsdemwichtigsten
undhäufigstenTumor.Dabeimüssen
dieÄrztebeiderTherapiediekranken
Gewebeentfernenundwiederaufbauen.
DieplastischeChirurgienachEntfer-
nungvonTumoren istgleichermaßen
essenziell.
DasSpektrumder
Mund-, Kiefer-und
Gesichtschirurgie
