AFRIKA
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„spreche ich es an, dann bringen die
ihre Ideen ein, dann diskutieren wir
eine mögliche Lösung, die allein die
einheimischen Kollegen umsetzen kön-
nen oder auch nicht.“
Der Münchner seinerseits hat
von seinen äthiopischen Kollegen
viel gelernt. In Deutschland, erzählt
er, glaube man aufgrund der High-
tech-Diagnostik vor einer OP ziem-
lich genau zu wissen, was auf einen
zukommt. Eine trügerische Sicherheit,
wie sich zuweilen herausstellen kann.
In Äthiopien gibt es keine aussagekräf-
tige bildgebende Diagnostik. Nur
anhand der Befragung der Patienten
und der Symptome kommt man zu
einer Arbeitsdiagnose. Das bedeutet
aber auch, dass man sich sehr gut
überlegen muss, welche weiteren
Diagnosen infrage kommen und wie
man dann während der Operation dar-
auf reagieren muss. „Dies führt zu
einer wesentlich besseren Vorbereitung
auf die Operationsschritte“, erklärt
Hubertus. Aufgrund dieser Erfahrun-
gen geht er jetzt sicherer in eine OP,
die nun strukturierter und ruhiger
abläuft. „Sie glauben gar nicht“, sagt
Dr. Hubertus, wie er in Äthiopien heißt,
„um wie viel ruhiger es jetzt bei uns im
OP zugeht.“
Das Projekt JimmaChild wird bis
2019 vier äthiopische KollegInnen
zum Kinderchirurgischen Facharzt
an der Jimma University in Äthio-
pien ausbilden. Hierzu wurde ein
staatlich anerkanntes Curriculum
erarbeitet, und die Ausbildung über-
nehmen erfahrene deutsche Kinder-
chirurgInnen, die während vier-
wöchigen Aufenthalten (insgesamt
sechs pro Jahr) vor Ort das Training
der Auszubildenden übernehmen.
Somit entsteht eine eigenständige
kinderchirurgische Klinik, sodass
erstmals chirurgisch erkrankte
Kinder in der Region adäquat
behandelt werden können.
Laufzeit:
4 Jahre
Station:
20 Betten
4 Intensivbetten
1 Operationssaal
4 Neonatologiebetten
4 Auszubildende
Einzugsgebiet:
9. Mio. Kinder/Jugendliche
JIMMACHILD
Dr. Seifu und Dr. Hubertus
operieren gemeinsam.