AFRIKA
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„JimmaChild Project“ nennt sich eine Kooperation zwi-
schen Kinderchirurgen der LMU-Medizin und Kollegen
der Jimma University. Ziel: der Aufbau einer qualifizierten
Kinderchirurgie für den Südwesten Äthiopiens.
r. Seifu hat keine
Zeit. Er wirkt wie
die Ruhe selbst.
Schmächtig ist
er und drahtig,
er redet leise und überlegt. Seine
Augen sind klein, sein Blick erscheint
klar und wach. Der Mann kommt aus
dem OP-Saal und hat einem 18-Jähri-
gen das Leben gerettet. In gewissem
Sinne eine Ausnahme: Seine übliche
Klientel ist jünger. Er arbeitet als Kin-
derchirurg an der Jimma University –
der einzige neben seinem Kollegen
Dr. Gersam – für neun Millionen Kin-
der im Einzugsgebiet um die größte
Stadt der Region. „Mein Job ist stres-
sig und ermüdend“, sagt er, „und wun-
derbar.“
Seifu bekommt gerade eine „Wei-
terbildung de luxe zum Kinderchirur-
gen“, erklärt Privat-Dozent Jochen
Hubertus, Kinderchirurg im Dr. von
Haunerschen Kinderspital. Seit Juli
2016 läuft dieses Kooperationspro-
jekt. Bis 2019 assistieren erfahrene
deutsche Kinderchirurgen ihren ärzt-
lichen Kollegen in Jimma, die so das
optimale kinderchirurgische Hand-
werk lernen und zum Facharzt ausge-
bildet werden. Die Doctores Seifu und
Gersam sind „Top-Leute“, wie Huber-
tus schwärmt.
Im neuen Klinikgebäude der Jimma
University gibt es nun auch eine
eigene kinderchirurgische Station und
einen OP. Damit hat sich ihre Situation
„um 1.000 Prozent“ verbessert, schätzt
Hubertus. Der Ton der Übertreibung
wird verständlich, wenn man das alte
Krankenhaus der Universität begeht.
In den Fluren der Stationen reiht sich
zuweilen Krankenpritsche an -prit-
sche. Die Patienten liegen, sitzen und
warten, auch Mütter mit ihren kranken
Kindern. Sie verharren, mit einer
Europäern fremden Gleichmütigkeit,
in einem Gestank aus Exkrementen,
Eiter und Schweiß, der sich durch die
feuchte Hitze aufdringlich in die Atem-
organe frisst. Kakerlaken kreuzen den
Weg. „In den OP-Sälen“, erinnert sich
Hubertus, „roch es genauso.“
Jetzt, im neuen Gebäude, sind die
OP-Räume groß und hell und sauber.
Die Wände sind mit Latexfarbe gestri-
chen und lassen sich leicht säubern.
Der OP-Tisch ist neu,
das Narkosegerät voll
funktionstüchtig. Nur
der Infusionsständer
rostet. Macht aber
Dr. med. Jochen Hubertus
Oberarzt der Kinderchirurgischen
Klinik und Poliklinik
Im neuen Klinikgebäude gibt es
nun auch eine eigene kinder
chirurgische Station und einen OP.
Damit hat sich die Situation
»um 1.000 Prozent« verbessert.
»Mein Job
ermüdend
wunderbar«
stressig,
ist
und