Previous Page  26 / 96 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 26 / 96 Next Page
Page Background

AFRIKA

26

Das studentische Aus-

tauschprogramm war das

erste gemeinsame Projekt

der LMU und der Jimma

University überhaupt.

hilfe. Grund: Die LMU-Studenten aus

der Gynäkologie bekommen kaum

noch Geburten zu sehen, weil die Ge-

bärenden in München oft keine „Zu-

schauer“ bei der Geburt wünschen. In

Äthiopien dagegen herrscht kein Man-

gel an Geburten, und hospitierende

Medizinstudenten sind willkommen.

Die deutschen Studenten nehmen

in Jimma an Lehrveranstaltungen in

Gynäkologie/Geburtshilfe teil, die äthio-

pischen Studenten in München umge-

kehrt auch. Sie arbeiten außerdem mit

ihren deutschen Kollegen an einem

Projekt, zum Beispiel clinical case dis-

cussions. Alle äthiopischen Studenten

sind im Übrigen in ihr Land zurückge-

kehrt. Grund, wie in einer Studie her-

auskam: Sie erkennen, wie hart junge

Ärzte in Deutschland arbeiten müssen,

wie hoch der Status der äthiopischen

Ärzte ist, wie wenig das Einkommen in

Deutschland am Ende wert ist. „So“,

sagt Siebeck, „setzt eine Neubewer-

tung der Lage im eigenen Land ein.“

Das Austauschprogrammwird unter-

stützt von der Else Kröner-Fresenius-

Stiftung.

D

as studentische Austauschpro-

gramm der LMU und der Jimma

University „ist ein echtes bilaterales

Projekt“, sagt Matthias Siebeck, Ur-

heber aller Verbindungen zwischen

beiden Hochschulen: Die einen aus

Jimma kommen nach München, die

anderen aus München nach Jimma, je-

weils vier Wochen lang. Schwerpunkt

des Programms ist derzeit die Geburts-

Getu Ataro arbeitet in der „Schule für

Anästhesie“ und im „Educational Development

Center“ der Jimma University. Er nimmt am Kurs

„Master in Health Professional Education“ teil.

H

err Getu, was hat Sie in diesen Kurs verschlagen?

Es gibt eine Lücke in unserem Gesundheitssys-

tem. Wir wurden ausgebildet, um Patienten zu helfen

und zu versorgen. Aber nicht darin, andere auszubil-

den. Alle Beteiligten im Gesundheitswesen sollten ihr

Wissen auch weitergeben können, und das in der

richtigen Weise, um die Studenten besser auszubil-

den und zu motivieren, Forschung zu betreiben. Des-

wegen bin ich in diesem Kurs leidenschaftlich dabei.

Was haben Sie bereits gelernt?

Eine ganze Menge. Vor allem, wie ich Studenten

effektiv anleite und ihnen verständlich den Stoff lehre.

Ich lerne hier moderne und innovative Konzepte der

Lehre, die den Studenten das Lernen erleichtern.

Ich lerne auch, die Studenten einzuschätzen und auf

Studenten unterschiedlicher Gesundheitsberufe ein-

zugehen. Und auch, wie ich selbst forschen kann,

um die Ausbildung zu verbessern.

Wie finden Sie Ihre Lehrer aus München?

Die sind toll. Ich finde es gut, dass sie aus unter-

schiedlichen Disziplinen kommen und ein Experte

in medizinischer Lehre wie Prof. Martin

(Fischer)

dabei ist. Sie unterstützen uns sehr, auf die richtige

Art. Es ist wichtig, dass Leute aus ganz Äthiopien

diesen Kurs absolvieren. Diese Leute gehen zurück

in ihre Institutionen und verbreiten ihr neues Wis-

sen, das ursprünglich in Deutschland entwickelt

wurde.

Sie haben hier Ihr Master-Projekt vorgestellt. Was

haben Sie untersucht?

Es geht um interprofessionelle Ausbildung, kon-

kret darum, dass die Mitarbeiter verschiedener

Gesundheitsberufe und Ärzte unterschiedlicher

Disziplinen besser kooperieren als jetzt, wenn sie

zusammen Patienten behandeln. Es gibt bisher

keine interprofessionelle Ausbildung in unserem

Land. Ich will mit meiner Arbeit helfen, diese Lücke

mittel- bis langfristig zu schließen. Schon Studen-

ten sollen lernen, wie sie die interdisziplinäre

Zusammenarbeit und Kommunikation stärken kön-

nen im Sinne einer besseren Patientenversorgung.

Mein Projekt hier könnte dafür eine erste Grund-

lage sein.

Echt

»Lücke

im

Gesundheitssystem

schließen«

gegenseitig

Getu Ataro will die

interdisziplinäre

Zusammenarbeit

stärken.