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AFRIKA

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In Gilgel Gibe im Südwesten Äthiopiens haben LMU-

Forscher und ihre einheimischen Kollegen den Konsum

der Droge Khat untersucht. Und festgestellt: Das Risiko

für psychische Erkrankungen steigt erheblich.

as hätte ich nicht er-

wartet“, murmelt unser

Kontaktmann vor Ort

und weist auf eine

Pflanze in einem fantas-

tischen Garten. Er kennt die Leute in

diesem Landstrich – meist einfache

Bauern – fast so gut wie seine nächsten

Nachbarn. „Eine Khat-Pflanze“, hat

auch Kristina Adorjan, Ärztin in der

Psychiatrie, mit Kenner-Blick erkannt.

Wir sind in einer Region, die Gilgel

Gibe heißt, ungefähr 50 Kilometer öst-

lich von Jimma, der größten Stadt die-

ser Region im Südwesten Äthiopiens.

Weite Hügel schwingen sich durch die

Landschaft. Der nächtliche Regen hat

den Boden mancher-

orts aufgewühlt, eine

rotbraune Erde, die

markante Tupfer in

das grüne Meer der

Pflanzen setzt. Dreck

der schönsten Art,

zuweilen Schlamm, in dem unzählige

Kinder spielen. Kinder, die ein paar

Kilometer weiter ganze Ziegenherden

über die Landstraße treiben und

unsere Fahrt ein ums andere Mal jäh

bremsen, gleich den meterbreiten

Schlaglöchern, die plötzlich immer

wieder vor einem auftauchen. Die

Eltern der Kinder bauen Mais und

anderes Getreide an, es reicht für das

Nötigste eines einfachen Lebens, für

keinen Deut mehr.

Aber hungern müssen die Men-

schen offenbar nicht, auch nicht der

Besitzer dieses Gartens, dessen Schön-

heit, gerade im weichen Licht des frü-

hen Morgens, selbst traurige Gemüter

aus der dunkelsten Krise locken könnte.

Wilde Bananenstauden wuchern, Man-

gos und Avocados hängen so tief von

den Bäumen herab, dass man sich am

Kopf verletzen könnte, würde man mit

den noch unreifen Früchten kollidieren.

Afrikanische Gefahren! Kaffee-Sträucher

wachsen. Und eben eine kleine Khat-

Pflanze. „Alles für den Eigenbedarf“,

versichert uns der Bauer – und verdreht

ein wenig die Augen.

Nicht, dass der Anbau von Khat-

Pflanzen verboten wäre in Äthiopien.

Im Gegenteil: Die

Regierung fördert ihn

sogar, um die Blätter

in Länder wie den

Jemen zu exportieren

und Devisen ins Land

zu holen. Aber „der

Konsum von Khat hat

sich in Äthiopien ver-

ändert“, klagt Kristina

Adorjan von der

Psychiatrischen

»Der Konsum von Khat hat

sich in Äthiopien verändert,

und das ist ein Problem.«

»Früher haben nur

bestimmte ethnische

Gruppen die Droge

genutzt und ethische

Normen den Konsum

in einem guten Sinne

begrenzt.«

Psychose

Kauend

in die

Dr. Kristina Adorjan im

Garten eines äthiopischen

Bauern neben einem

Khat-Strauch