AFRIKA
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Unter anderem Experten der LMU-Medizin und ihre tansanischen
Partner haben erstmals die ersten Tage nach einer HIV-Infektion
molekular verfolgt – bevor übliche Tests den Erreger nachweisen
können und bevor klinische Symptome auftreten.
s gibt einen Punkt in der frühesten In-
fektion mit HI-Viren, der den weite-
ren Verlauf der Erkrankung Aids ent-
scheidet: der sogenannte Set-Point.
Ein internationales Forscherteam mit
Ärzten der LMU-Medizin hat jetzt erstmals jene
Phase der Infektion molekular beleuchtet. Demnach
dauert es durchschnittlich 13 Tage, bis die „Virus-
last“ ein Maximum erreicht. Zwischen diesem Ma-
ximalwert und dem tiefsten Wert der Viruslast,
eben jenem Set-Point, liegen weitere 31 Tage. Wie
viele Viren zu diesem Zeitpunkt den Körper befal-
len, bestimmt, ob eine HIV-Infektion eher langsam
oder eher rasch erfolgt. Der Set-Point wird in den
ersten Tagen der Infektion definiert, erklären die
Wissenschaftler im renommierten „New England
Journal of Medicine“. Sie nutzten eine neue, hoch-
empfindliche Methode namens APTIMA. Sie kann
HIV-Neuansteckungen schon bei sehr geringen
Konzentrationen von 20 Kopien viraler Erbsubstanz
pro Milliliter Blut nachweisen.
Mehr als 2.000 Menschen mit hohem Risiko einer
HIV-Infektion wurden unter anderem in Mbeya über
mehrere Jahre zweimal wöchentlich auf eine neue
HIV-Infektion untersucht. So konnten die Forscher –
bislang einzigartig – die Infektion durchschnittlich
ab dem fünften Tag nach Ansteckung verfolgen. In-
formationen über diese früheste Infektionsphase
dienen einem besseren Verständnis der Immunab-
wehr und sollen Impfstrategien optimieren.
Robb und andere:
Prospective
Study of Acute HIV1 Infection
in Adults in East Africa and
Thailand. N Engl J Med. 2016
Jun 2;374(22):212030. doi:
10.1056/NEJMoa1508952
WEITERFÜHRENDE
LITERATUR
Set-Point
Der
entscheidet
Mitarbeiter des
MMRC bei der
Forschung im Labor