Previous Page  15 / 96 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 15 / 96 Next Page
Page Background

Dr. Nyanda Elias Ntinginya

Leiter des Mbeya Medical Research

Center in Tansania

AFRIKA

15

Millionen andere Kinder Afrikas. Er

kam in die Dorfschule, lernte Lesen

und Schreiben und Rechnen. Vor allem

aber imponierte er seinem Lehrer –

seinem ersten Mentor – dermaßen,

dass der Nyandas Eltern bekniete, den

Knaben auf die höhere Schule in der

Ferne zu schicken. Niemand dort hatte

das je zuvor geschafft. Vater und Mut-

ter ließen ihn ziehen, „stolz und voller

Sorge“, wie er sagt. Für die Schul-

gebühren musste eine Kuh verkauft

werden.

Im Alter von 16 Jahren sah Nyanda

zum ersten Mal die Magie des elektri-

schen Lichts, mit ein Paar Schuhen an

den Füßen. Und Wissen, Bildung, Bü-

cher, diese wunderbare Welt, die so

anders ist als das Leben auf dem Feld,

faszinierte den Jugendlichen. Noch tief

in der Nacht hat er im Klassenzimmer

Chemieformeln gelernt. „Ich wollte es

schaffen“, erinnert er sich, „ich wollte

einer der Besten werden, genug Geld

verdienen und später meine Familie

unterstützen.“

Nyanda wurde der Beste seiner

Klasse. Der Primus bekommt in Tansa-

nia ein staatliches Stipendium, Geld,

um zu studieren. Plötzlich war das Ziel

zum Greifen nah: Arzt werden! In der

Hauptstadt Daressalam. Der nunmehr

junge Mann legte sich wieder so ins

Zeug, dass er sogar einen For-

schungspreis gewann. Die Wissen-

schaft interessierte ihn sehr, über einen

Freund hörte er von einem Kranken-

haus im Südwesten des Landes.

Dort, in der Stadt Mbeya, hatte der

heutige Direktor des Tropeninstituts

der LMU, Prof. Michael Hölscher, eine

Forschungsstation aufgebaut und sie

mit über 150 Mitarbeitern zu veritab-

ler Größe und internationalem An-

sehen gebracht. Wie ein Magnet zog

das Mbeya Medical Research Center

(MMRC) den angehenden Arzt zum

Praktischen Jahr an. Am 1. August

2008 startete Nyanda Elias Ntinginya

eine weitere Etappe seiner erstaunli-

chen beruflichen Zukunft.

In der Forschungsgruppe für Tuber-

kulose begannen seine engen Verbin-

dungen zur LMU-Medizin. Hier begeg-

nete er Prof. Michael Hölscher, seinem

nächsten Mentor, und dessen Mit-

arbeitern wie Dr. Andrea

Rachow und Dr. Anke

Kohlenberg. „Wir haben

bis heute eine enge Ver-

bindung“, sagt Ntinginya,

„von ihnen habe ich un-

heimlich viel gelernt.“ Es

dauerte nicht lange, bis

die wissenschaftlichen Fähigkeiten des

Nachwuchswissenschaftlers überzeug-

ten. Folgerichtig finanzierten das

MMRC und das Klinikum der LMU

dem Top-Talent einen Masterkurs in

Infektions- und Tropenmedizin in

»Wir haben bis heute eine

enge Verbindung, von ihnen

habe ich unheimlich viel

gelernt.«

»Ich wollte es schaffen,

ich wollte einer der Besten

werden, genug Geld verdienen

und später meine Familie

unterstützen.«