Dr. Nyanda Elias Ntinginya
Leiter des Mbeya Medical Research
Center in Tansania
AFRIKA
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Millionen andere Kinder Afrikas. Er
kam in die Dorfschule, lernte Lesen
und Schreiben und Rechnen. Vor allem
aber imponierte er seinem Lehrer –
seinem ersten Mentor – dermaßen,
dass der Nyandas Eltern bekniete, den
Knaben auf die höhere Schule in der
Ferne zu schicken. Niemand dort hatte
das je zuvor geschafft. Vater und Mut-
ter ließen ihn ziehen, „stolz und voller
Sorge“, wie er sagt. Für die Schul-
gebühren musste eine Kuh verkauft
werden.
Im Alter von 16 Jahren sah Nyanda
zum ersten Mal die Magie des elektri-
schen Lichts, mit ein Paar Schuhen an
den Füßen. Und Wissen, Bildung, Bü-
cher, diese wunderbare Welt, die so
anders ist als das Leben auf dem Feld,
faszinierte den Jugendlichen. Noch tief
in der Nacht hat er im Klassenzimmer
Chemieformeln gelernt. „Ich wollte es
schaffen“, erinnert er sich, „ich wollte
einer der Besten werden, genug Geld
verdienen und später meine Familie
unterstützen.“
Nyanda wurde der Beste seiner
Klasse. Der Primus bekommt in Tansa-
nia ein staatliches Stipendium, Geld,
um zu studieren. Plötzlich war das Ziel
zum Greifen nah: Arzt werden! In der
Hauptstadt Daressalam. Der nunmehr
junge Mann legte sich wieder so ins
Zeug, dass er sogar einen For-
schungspreis gewann. Die Wissen-
schaft interessierte ihn sehr, über einen
Freund hörte er von einem Kranken-
haus im Südwesten des Landes.
Dort, in der Stadt Mbeya, hatte der
heutige Direktor des Tropeninstituts
der LMU, Prof. Michael Hölscher, eine
Forschungsstation aufgebaut und sie
mit über 150 Mitarbeitern zu veritab-
ler Größe und internationalem An-
sehen gebracht. Wie ein Magnet zog
das Mbeya Medical Research Center
(MMRC) den angehenden Arzt zum
Praktischen Jahr an. Am 1. August
2008 startete Nyanda Elias Ntinginya
eine weitere Etappe seiner erstaunli-
chen beruflichen Zukunft.
In der Forschungsgruppe für Tuber-
kulose begannen seine engen Verbin-
dungen zur LMU-Medizin. Hier begeg-
nete er Prof. Michael Hölscher, seinem
nächsten Mentor, und dessen Mit-
arbeitern wie Dr. Andrea
Rachow und Dr. Anke
Kohlenberg. „Wir haben
bis heute eine enge Ver-
bindung“, sagt Ntinginya,
„von ihnen habe ich un-
heimlich viel gelernt.“ Es
dauerte nicht lange, bis
die wissenschaftlichen Fähigkeiten des
Nachwuchswissenschaftlers überzeug-
ten. Folgerichtig finanzierten das
MMRC und das Klinikum der LMU
dem Top-Talent einen Masterkurs in
Infektions- und Tropenmedizin in
»Wir haben bis heute eine
enge Verbindung, von ihnen
habe ich unheimlich viel
gelernt.«
»Ich wollte es schaffen,
ich wollte einer der Besten
werden, genug Geld verdienen
und später meine Familie
unterstützen.«