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AFRIKA

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Als Prof. Michael Hölscher

vor einem Vierteljahrhun-

dert das Mbeya Medical

Research Center (MMRC)

gründete, hatte er eine

Vision: „Dass ich in mei-

ner Lebenszeit einen Impfstoff gegen

HIV/Aids in diese Region Tansanias

bringe.“

Noch hat sich der Traum des

Tropenmediziners nicht erfüllt, trotz di-

verser Impfstoff-Kandidaten, die in den

vergangenen Jahren im MMRC in Stu-

dien getestet wurden. Das untermauert,

wie beharrlich Forscher ihr Ziel verfol-

gen müssen, um – vielleicht – am Ende

zu reüssieren. „Wir sind weiter dran“,

sagt Hölscher, der heute Direktor des

Tropeninstituts der LMU München ist.

Das MMRC bietet nahezu ideale

Bedingungen, um neue Präventions-

und Behandlungsstrategien in großen

Bevölkerungsgruppen zu untersuchen.

Seit 2007 haben die LMU-Wissenschaft-

ler eine Kohorte mit knapp 20.000 Per-

sonen aufgebaut, die einmal jährlich

untersucht werden. Das Besondere

dieser Gruppe: Die Teilnehmer wurden

zufällig aus 200.000 Einwohnern in

neun Gemeinden der Mbeya-Region in

einem Zensus in 45.000 Haushalten

Der schnelle, sichere und zuverlässige

Test von Tuberkulose-Erregern ist ein

großes Problem. Dr. Nyanda Elias

Ntinginya untersucht darum ein

molekularbiologisches Verfahren, das

vor allem zur Erfolgskontrolle der

sechs Monate langen Antibiotika-

Therapie dienen soll. Als „hoffnungs-

voll und vielversprechend“ bezeichnet

der Mediziner die ersten Ergebnisse.

Für den Nachweis von Erregern

braucht es eine Probe des Auswurfes

aus der Lunge. Binnen vier Stunden

liegt das Ergebnis vor, leider noch mit

viel Handarbeit im Labor. So soll der

Test nun automatisiert werden.

NEUER TB-TEST IN SICHT

Liverpool. Nachdem er 2012 nach

Mbeya zurückkehrte, übernahm Dr.

Ntinginya mit der Co-Leitung der Tu-

berkulose-Abteilung erste Verantwor-

tung. Sofort begannen neue Projekte

mit der LMU-Medizin – und seine Dis-

sertation.

Der Verlockung, in Europa für gutes

Geld zu arbeiten, widerstand Ntinginya

ohne große Probleme. Zum einen „bin

ich in Gedanken immer bei meiner

Familie“, sagt er. Den Eltern schickt

er regelmäßig Geld, seinen fünf jün-

geren Geschwistern war und ist er

glänzendes Vorbild. Für seine eigenen

fünf Kinder ist Bildung so normal,

wie sein Weg phänomenal erscheint.

Zum anderen „be-

deutet es für ihn An-

trieb und Verpflich-

tung, den Menschen

in meinem Land zu

helfen“, sagt er, „es macht mich

glücklich, zur Entwicklung Tansanias

beizutragen.“

In diesem Sinne hat der neue Di-

rektor des MMRC natürlich große

Pläne. Vor allem den Kampf gegen

Infektionserkrankungen wie die Tuber-

kulose, seine wissenschaftliche Herzens-

angelegenheit, will er vorantreiben – mit

einem Bündel neuer Studien zu Dia-

gnostik, Therapie und Impfung. Neue

Dinge begeistern ihn gleichermaßen,

zum Beispiel die Geburtshilfe. Zu viele

Frauen würden auf dem Land noch zu

Hause gebären, mit allen damit verbun-

denen Risiken. Und er macht sich Ge-

danken über die Rolle der Männer bei

der Familienplanung. „Das“, sagt er, „ist

bisher ein reines Frauenthema und das

müssen wir ändern.“ Gut möglich, dass

Dr. Ntinginya das mit seinem Team

schafft – entschlossen und willensstark

wie er ist.

»Es macht mich

glücklich, zur Entwicklung

Tansanias beizutragen.«

»Es bedeutet für mich An­

trieb und Verpflichtung,

den Menschen in meinem

Land zu helfen.«