AFRIKA
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Mbeya
Daressalam
Tansania
Mit Mut, Intelligenz und einem unbändigen
Willen hat es Nyanda Elias Ntinginya zum Chef
des Mbeya Medical Research Center in Tansania
gebracht. Gegründet wurde es von Ärzten der
LMU-Medizin. Die Verbindungen nach München
sind noch immer eng.
ls seine geliebte Schwester
starb, keimte der Gedanke
zum ersten Mal in seinem
Kopf: Ich will Arzt werden!
Sie war erst 8, Nyanda Elias Ntinginya
ein paar Jahre älter. Woran sie starb,
weiß bis heute niemand. Mediziner gab
es nicht um sein Dorf im Nordwesten
Tansanias. Und selbst wenn, hätte sich
die Familie keine Hilfe leisten können.
„Es könnte Malaria gewesen sein“,
schätzt Ntinginya mit seinem heutigen
Wissen. Eine der großen Plagen Afrikas,
wie HIV/Aids oder Tuberkulose.
Nyanda Elias Ntinginya wurde Arzt.
Nichts zum Zeitpunkt seiner Geburt
sprach dafür. Er bekämpft genau jene
Erkrankungen, die das Dasein in Afrika
gefährlich machen. Niemals hätte er
sich träumen lassen, dass er eines
Tages sogar ein Forschungsinstitut
leiten würde, das von Wissenschaftlern
der LMU-Medizin vor zweieinhalb Jahr-
zehnten in Tansania gegründet wurde.
Doch der Gedanke – Arzt werden –
wuchs und wuchs und mit ihm die
Energie und die Courage und der
Wille.
Im April 2017 ist der 38-Jährige in
München zu Besuch und hält
beim Jahresempfang des Klinikums
der Universität München den Fest-
vortrag. „Was für eine Ehre“, sagt
er. Vor ihm liegt seine Doktorarbeit,
die er nach vier Jahren Forschung an
der LMU erworben hat und nun ver-
teidigen musste. Der internationale
Doktorgrad, der PhD, fehlte ihm noch
in seiner Karriere. Dr. Ntinginya strahlt
Ruhe aus, er redet viel von den Dingen,
die ihn beschäftigen. Davon, dass vor
allem die älteren Menschen in seinem
Heimatdorf noch heute gerne zum
„Heiler“ gehen, wenn sie sich krank
fühlen. Davon, dass die Jungen zum
Glück auch zunehmend auf die Kunst
der westlichen Medizin vertrauen.
„Wir brauchen eine Medizin, die an
unsere Kultur angepasst ist“, sagt er.
Sein Heimatdorf liegt am südlichen
Zipfel des Viktoria-Sees im Nordwes-
ten des Landes. Dort wurde Ntinginya
1979 geboren. Er war das dritte Kind,
acht weitere Geschwister sollten noch
kommen. Eine bettelarme afrikanische
Bauersfamilie wie seine braucht so viel
Leben wie möglich, um das Feld zu
pflügen und das Vieh zu hüten.
Doch irgendwie standen die Sterne
für den kleinen Nyanda besser als für
Geschichte
unglaubliche
Eine
»Wir brauchen eine
Medizin, die an unsere
Kultur angepasst ist.«