Klinikum Universität München // Jahresbericht 2014 - page 36

bildung,das lernstdu inderKonfrontationundder Interaktion
mit denPatienten.“Diemerkensofort, „wenneinerderMitar-
beiter keinen eigenenStandpunkt zumTodhat unddennicht
authentisch rüberbringt.“ ImAngesicht von Tod und Sterben
kannman keineRolle spielen: „Das fliegt auf und schadet ei-
nemkörperlichund seelisch.“
Für Michael Schneider ist der Glaube die Antwort, dass das
Leben auf der Erde nicht alles ist. Aber er missioniert nicht:
„Wenn ich gefragt werde, sage ich nur, dass ich eine klare
Vorstellung vom Leben nach dem Tod habe und dass es für
den Fragenden wichtig wäre, auch eine zu finden.“ Schnei-
derweiß aus vielen Jahren auf der Station: Für fast jedenhier
ist dies das letzte großeThema. „Hier gibt es keine Fassaden
mehr“, sagt der Pflegeleiter, „keiner kann sich hier mehr in
die Tasche lügen.“ Eine Sterbebegleitung sei danngelungen,
wennderPatient–undseineAngehörigen–denTodakzeptie-
ren, in spirituellemFriedenund frei vonÄngsten.
Und dann, wenn es passiert ist, leuchtet eine Kerze vor dem
Stationszimmer des Toten. In einem Gedenkbuch gestalten
dieAngehörigeneineSeite für jedenVerstorbenen, schreiben
einenText, malen, was immer sie in ihrer Trauer ausdrücken
wollen. Ein bewusstes Zeichen gegen die drohende Routine
undeinSymbol, dass jedesLebenbesonders zählt.
nach jedem Tod bleibt Schneider das Gefühl, er habe einen
Menschen kennengelernt – für ihn der großeUnterschied zu
anderen Stationen imKrankenhaus. Undmanche der Patien-
ten, gibt er zu, bedeuten ihmmehr als andere, weil sie etwas
in ihm rühren. An sie denkt er noch heute. Sowie einMann
mit Krebs, ein nicht viel älterer Familienvater als Schneider
selbst, der an furchtbarenSchmerzen litt, als er auf diePallia-
tivstationkam.nachacht TagenwarendieSchmerzenerträg-
lich, obwohl die Schmerztherapie sich nach seiner Einliefe-
rungkaumgeänderthatte.WarumdanndieBesserung?„Weil
ichmich inObhut fühle.“
»Ichhabehier immerdasGefühl,
dass ichetwas sehrSinnvollesmache«
Michael Schneider, Pflegeleiter derPalliativstation
inderKlinikundPoliklinik fürPalliativmedizinbei der
VerabschiedungeinerVerstorbenen
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