Klinikum Universität München // Jahresbericht 2013 - page 69

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FORUM
HiGHtech in
rekordzeit
Bundesweiter Spitzenreiter: Fast 6.500Mal haben dieNuklearmediziner des Klini-
kumsderLMU2013Radiopharmaka imZugederPositronen-Emissons-Tomografie
(PET) eingesetzt, immer öfter auch in Kombinationmit der Computer-Tomografie
(PET/CT).Radiopharmakasind radioaktivmarkierteMoleküle,mitdenensichunter-
schiedliche physiologische Vorgänge im Körper sichtbar machen lassen. Diese
strahlendenMoleküle herzustellen, ist einweitgehend standardisierter, gleichwohl
„aufwendiger Prozess“, erklärt Dr. Franz Josef Gildehaus, Chemiker am neuen
Radiopharmazie-Zentrum inGroßhadern.EinProzess,dereineMengeHochtechno-
logie erfordert und den strengen Vorgaben des Arzneimittelgesetzes entsprechen
muss.Denn,wieGildehausbetont: „RadiopharmakasindvollständigeArzneimittel.“
Trotz der immensen Anforderungen entschieden sich die Experten der Klinik und
Poliklinik fürNuklearmedizin inGroßhadern, einenTeil ihrerRadiopharmaka selbst
herzustellen–aus verschiedenenGründen.
Wie stelltmaneinGebäudemit derart spezialisierterTechnik–vor allemeinemTeil-
chenbeschleuniger–amschnellsten, sicherstenundgünstigstenaufdieWiese?„Wir
haben uns für eine öffentlich-private Partnerschaft entschieden“, sagt Gildehaus.
Also für eine gemeinsame Finanzierung der 15 Millionen Euro Kosten mit einem
einschlägigenUnternehmen, indiesemFallederPETNetGmbHausErlangen.Sie ist
einedergrößtenHerstellerdesamhäufigstengenutztenRadiopharmakonsFDG.
DieVereinbarung: Die PETNet zeichnet verantwortlich für denBau desGebäudes
samt aller technischenZulassungenamKlinikumGroßhadern, produziertdortFDG,
beliefert damit vertragsgebundendasKlinikum, kannaber überschüssigeProdukti-
onaufdem freienMarkt verkaufen.UnddieKlinikundPoliklinik fürNuklearmedizin
darf ihrerseitsdenTeilchenbeschleuniger fürdieProduktionvonRadionuklidennut-
zen, um nicht-kommerzielle Radiopharmaka für Diagnostik, Therapie und For-
schung in den eigenen Labors zu synthetisieren. „Das ist unsereKernkompetenz“,
betont Gildehaus. Das Klinikum der Universität München profitiert gleichermaßen
vomUmsatzmit FDG, weil diePETNet GmbH eineKonzessionsabgabe entrichtet.
Für alleBeteiligteneineGewinnsituation.
DasneueRadiopharmazie-Zentrumwurde2013 inGroßhadern
eröffnet. Esbasiert auf einer öffentlich-privatenPartnerschaft –
zumVorteil beiderbeteiligterParteien.
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einigeRadionuklide,wiedasKohlenstoff-11-Isotopmit einerHalbwertzeit
von20Minuten, zerfallen so rasch, dassdieProduktion vorOrt zwingend
ist, umdenTransportwegentsprechendkurz zuhalten
mancheRadiopharmaka– vor allem für Forschungszwecke–gibt es (noch)
nicht zukaufen
ImGebäudemusstenSiegeballteHochtech-
nologie integrieren,weilSiepharmazeuti-
scheProdukteherstellen,dieerstensstrah-
lenundzweitensdemArzneimittelgesetz
entsprechenmüssen.SindSienichtüber-
rascht,dassdennochallesglatt lief?
Jaundnein.DieRegelungen fürdieProduk-
tionvonArzneimittelnkönnensichzwar
soschnelländern,dassdiePlanungenbeim
BaueinerentsprechendenProduktionsan-
lagenichtmehrwievorgesehenumgesetzt
werdenkönnen, sonderndemneuenRecht
angepasstwerdenmüssen.Aberwirhatten
mitunseremprivatenPartner,derPETNet
GmbH,vereinbart,dassersowohl fürden
BaudesGebäudesalsauch fürdieGeneh-
migungdesBetriebsverantwortlich ist.Das
hatunsZeitundGeldgespart.
Alsoallesgutgemacht?
Ichbehaupte ja.Klassischerweisewürde
jadasBauamtderUniversitätdenBau
koordinieren–undderNutzer,alsowir,
dieBetriebsgenehmigungerwirken.Damit
hattenschonvieleProjekte imBereich
StrahlenschutzundArzneimittelrechtgro-
ßeSchwierigkeiten.Sicherbietetsicheine
öffentlich-privatePartnerschaftnicht für
jedenBau imGesundheitsbereichan.Hier
wares ideal.DennhättenwirdenBaunach
FertigstellungalleinalsNutzer indieQuali-
fizierungsphasebetreuenmüssen,hätten
wirbestimmt jedenFehlergemacht,den
manmachenkann.Denn indiesemschwie-
rigenUmfeldderArzneimittelproduktion
sindwirzuunerfahrenundverfügenauch
nichtüberdieerforderlichenRessourcen.
IneinemBereichwieunseremgibtesein-
fachzuviele technischeAnforderungen.
DakönnenSieeigentlichnurverlieren.
Dr. Franz JosefGildehaus
zumBaudes Radiopharmazie-
Zentrums
der häufigeEinsatz,wasdenEinkauf vonaußenunwirtschaftlich
werden ließ
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