Klinikum Universität München // Jahresbericht 2013 - page 71

FORUM
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DieForschungmitRadionukliden
WiemandieRadiopharmazienutzenkann,umProstatakrebssicherzudiagnostizie-
ren und mit einem neuen Verfahren zu behandeln, ist ein brandaktuelles For-
schungsthemaamKlinikumderLMU. PSMA (Prostata-spezifischesMembran-Anti-
gen) ist ein Oberflächenmolekül, das Prostatakrebszellen im Vergleich zu ihren
gesundenNachbarn und anderenZellen viel häufiger ausbilden. Deshalb bietet es
sich für eine spezifischeDiagnostik undTherapiedes Prostatakrebses an.Mit dem
Radionuklid Gallium-68 wird das PSMAmarkiert und für die Bildgebungmit der
PET sichtbar gemacht. Gallium-68-PSMA stellen die Experten des neuen Radio-
pharmazie-Zentrums schon jetzt für die klinische Routine her. Jetzt folgt die Ent-
wicklungeinesmit einem therapeutischenStrahlermarkiertenPSMA zurTherapie,
ummit der Strahlung des Radionuklids – zumBeispiel Lutetium-177 – gezielt nur
die Krebszellen zu bekämpfen. Die zu klärenden Fragen: Wie verträglich ist diese
Therapie, die ein völlig neuer Ansatz in der Behandlung des Prostatakrebses ist?
Undwieüberträgtman sie indiePraxis?
DieProduktionvonRadiopharmaka
Grundlage ist ein ringförmiger Teilchenbeschleuniger (Zyklotron), der Wasser-
stoffatome auf einer Kreisbahn fast auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Haben
sie eine bestimmte Energie erreicht, werden die Teilchen abgelenkt, um ein soge-
nanntesZiel zubombardieren–beispielsweiseWasser, dasmit einemganz speziel-
lenSauerstoffisotop (O-18) angereichert ist.DurchdieReaktion imKerndesSauer-
stoffatoms entsteht das radioaktive Fluor-Isotop F-18, das, in Wasser gelöst, als
negativgeladenesTeilchenvorliegt.AbhängigvomZiel-Atom indererstenReaktion
imBeschleuniger lassen sichunterschiedlicheRadionuklideherstellen.
Die radioaktiveLösung aus demZyklotron-Bunkerwird in sogenannteSynthesezel-
len im Laborbereich überführt, wo hinter tonnenschweren Bleiabschirmungen die
nächstenSyntheseschritteablaufen. SogenannteSynthesemodule steuernautomati-
siert komplexechemischeReaktionenundentlastendamit vor allemdieMitarbeiter
imSinnedesStrahlenschutzes.SiekoppelnbeispielsweisedasF-18anverschiedene
MoleküleundarbeitendasProdukt zueinem injektionsfähigenArzneimittel auf,dem
Radiopharmakon. Sowirddas strahlendeF-18 zumBeispiel ineinGlukose-Molekül
eingebaut –undmanerhält dasEndprodukt, die„18-Fluor-Desoxy-Glukose“ (FDG).
Blickauf dasgeöffneteZyklotron.
BildgebungeinesmetastasiertenProstatakarzinoms
im
68
Ga-PSMA-PET (Mitte), imCT (links) und inder
BildfusionbeiderUntersuchungsmethoden (rechts).
DarstellungvonTumorgewebe inWeichteilen,
KnochenundbefallenenLymphknoten.
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