Klinikum Universität München // Jahresbericht 2013 - page 59

NeuroChirurgie&Neurologie
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»WeiterWegZU
NeueNMöglichkeiten«
Seit 2013erforschenSie imZugederTiefenHirn-
stimulationeinneuesSystem.Wieunterscheidet
es sichvonbisherigenSystemen?
Dieses System stimuliert das Gehirn nicht nur mit
elektrischen Impulsen, sondern es kann auch die
elektrischenSignaleempfangen, diedieNervenzel-
len senden. Das neue Systemmit Aufzeichnungs-
möglichkeiterlaubtes,diePatientensowohlmitder
bisherigenTiefenHirnstimulation zubehandelnals
auch gleichzeitig Forschung zu betreiben. Daswar
bisher nicht möglich. Wir setzen die Tiefe Hirnsti-
mulationmitSensorikbei denPatientenmitParkin-
sonein, diewirauchmitderTiefenHirnstimulation
ohneSensorikbehandeln.
Waswirdmit derneuenSensor-Technikerforscht?
Wirwissennochwenigdarüber,wiedasGehirnauf
dieTiefeHirnstimulation reagiert.DieseLückewol-
len wir schließen. Wir hoffen, dass die empfange-
nen Daten mittel- bis langfristig zu einer Tiefen
Hirnstimulation führen, dieauf denBedarf derPati-
entenzugeschnitten ist.DerStimulatorsollmerken,
wann der Patient etwas mehr Strom benötigt und
wannetwasweniger.WirwissenzumBeispiel,dass
Gehen eine höhere Stimulationsleistung erfordert
als Sprechen. BeimSprechen kann zu viel Stimula-
tion sogarnachteilig sein.
WelcheVorteilehat derPatient vonderneuen
Technik?
Gegenüber der üblichenTiefenHirnstimulationän-
dert sich für denPatientennichts. DieElektrode im
Bereichder Basalgangliengibt wie bisher kontinu-
ierlich 130 Impulse pro Sekunde über 24 Stunden
ab – egal ob die Patienten schlafen, essen, gehen
oder sprechen. Da diese Impulse sehr klein sind,
reicht dieBatteriedesSchrittmachers runddrei bis
fünf Jahre.Wir sammelndieDatenderNervenzell­
aktivität in den stimuliertenBereichen desGehirns
undwerten siewissenschaftlich aus. Es ist wichtig
für die Patienten, zu wissen, dass es sich rein um
Forschung handelt. Für die Betroffenen gibt es
nochkeinenzusätzlichenNutzen.AllepaarWochen
kommen die Patienten dafür zu uns und machen
zumBeispiel Beweglichkeits- undSprachtests.Wir
bestellen die Patienten auch ins Sprachlabor ein.
Aus allen Daten wollen wir Algorithmen erstellen,
die eine angepasste Stimulation ermöglichen. Bis
dahin ist esabernocheinweiterWeg.
WiewerdendieDatenausgelesen, diederHirnsti-
mulator aufzeichnet?
Dazu nutzenwir eine speziell für das neue System
entwickelte Software. Wir legen das Auslesegerät
auf die Brust der Patienten. Unter dem Schlüssel-
bein ist jaderStimulator implantiert.FürdasAusle-
senderDatenmussderPatient seinEinverständnis
geben.DieDatenwerdenunmittelbaranonymisiert.
Nur ganz spezielle Zentren, die an dieser Studie
teilnehmen, verfügen überhaupt über die Technik,
umdenStimulator auszulesen.
Prof. Dr. Kai Bötzel
OberarztNeurologischeKlinik
»BeimSprechenkann zuviel Stimulationnachteilig sein«
Ein Interviewmit Prof.Dr. Kai Bötzel,Oberarzt derNeurologischenKlinik
überdieneueHirnstimulationmitRückkopplung.
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