Klinikum Universität München // Jahresbericht 2013 - page 70

FORUM
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DasSpektrum
derRadionuklide
DieDiagnostikmitderPET
Die Positronen-Emissions-Tomografie setzen Ärzte am Klinikum der LMU in der
Diagnose fast aller Tumorarten ein. Das Prinzip ist simpel:Man spritzt demPatien-
ten ein bestimmtes Radiopharmakon, beispielsweise FDG. Der radioaktive Zucker
reichert sichbevorzugt inTumorgewebean,weil dieschnellwachsendenZellenviel
Glukose brauchen. Für kurze Zeit strahlt dann das Gewebe, was der Positro-
nen-Emissions-Tomograf aufzeichnet. Mit einer speziellen Bildverarbeitung lassen
sich Aufnahmen des Tumorgewebes erzeugen, die sich von den hochauflösenden
BilderneinesComputer-oderKernspintomografenunterscheiden.DerGrund: Letz-
tere stellen die exakte Anatomie des Gewebes dar, während die PET anzeigt, wie
und wo ein Tumor stoffwechselaktiv ist. „Damit können wir beispielsweise erken-
nen,obeinTumorbösartigodergutartig ist“, sagtFranz JosefGildehaus.Außerdem
ermittelt diePET schonkurznachBeginneinerChemotherapie, obdieBehandlung
anschlägtodernicht.Unddasbei einervergleichsweisegeringenStrahlenbelastung
für denPatienten, dadieRadionuklide raschwieder zerfallen.
DieTherapiemitRadionukliden
Neuroendokrine Tumoren sind seltene bösartige Neubildungen, die meist im
Magen- und Darmtrakt auftreten. In der Diagnostik dieser Erkrankung setzen die
Ärzte am Klinikum der LMU unter anderem das Radiopharmakon „Gallium-68-
DOTA-TATE“ inderPETein.DasZiel: festzustellen,obdieTumorzellenderPatienten
auf ihrer Oberfläche den „Somatostatin-Rezeptor“ tragen. Gallium-68-DOTA-TATE
bindet spezifischandenRezeptor.Trifftdaszu,nutzendieMedizinergegebenenfalls
ein nahezu identisches Radiopharmakon, das jetzt aber mit einem therapeutisch
wirksamen Radionuklidmarkiert ist. Dieses Lutetium-177-DOTA-TATE dockt eben-
fallsandiesemRezeptoran,weshalbseineStrahlunggezieltdieKrebszellenzerstört.
75 bis 80 Prozent der Patienten sprechen auf die Behandlung an. Sie leben länger
beschwerdefrei undhabeneinebessereLebensqualität als zuvor.
Glioblastome sindbösartigeHirntumoren. Patientenmit der schlimmstenFormdes
Glioblastoms, dem „GlioblastomGrad IV“, sterben durchschnittlich knapp ein Jahr
nachderDiagnose.AmKlinikumderLMUspritzenSpezialistennachOperationund
Strahlentherapie einenmit Iod-131 oder Rhenium-188 radioaktivmarkierten Anti-
körper in die Tumorhöhle. Der Antikörper bindet über ein bestimmtes Protein an
jeneKrebszellen, diedieChirurgennicht „erwischt“haben, und tötet siemit seiner
Strahlung ab. So lässt sich die durchschnittliche Überlebenszeit der Patientenmit
dem „GlioblastomGrad IV“ inzwischen auf über 20Monate verlängern, bei Patien-
tenmit dem „GlioblastomGrad III“ auf zumTeilmehr als40Monate.
RadionuklidebieteneinzigartigeMöglichkeiten inderDiagnostik
bestimmterErkrankungen–undauch inderenTherapie. Sieher-
zustellen, ist ein inzwischenweitgehend standardisierterProzess.
DarstellungeinesHirntumors (Glioblastom) inder
PET (links)mit der radioaktivmarkierten
Aminosäure
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F-FET, imMRT (rechts) und inder
BildfusionbeiderUntersuchungsmethoden (Mitte).
Ganzkörper-PETeinesPatientenmit einem
neuroendokrinenTumor nach zwei Zykleneiner
Radiopeptidtherapiemit
177
Lu-DOTATATE. Die
Bildgebungwurdemit
68
Ga-DOTATATEdurchge-
führt.Manerkennt einedeutlicheReduktiondes
Tumorsbzw. derMetastasen.
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