FORUM
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IPO – ALLES
IN EINER HAND
Das vorzügliche Renommee der LMU-Medizin strahlt
weltweit aus. So wollen sich Jahr für Jahr Tausende
Menschen aus dem Ausland in München behandeln
lassen. Ein wertvoller Bonus für das Klinikum.
E
in Anruf, ein Fax, eine Mail ge-
nügt. „Und schon sind wir für
den Patienten da“, sagt Munir
Berhanu. Er ist Patientenmanager im
„International Patient Office“ (IPO) der
LMU-Medizin, wie auch seine Kollegin
Natalie Kusmina. Sie spricht fließend
Russisch, er perfekt Arabisch.
Das besagt zunächst mal dreierlei.
Erstens wenden sich vor allem Men-
schen aus dem arabischen Raum und
aus russischsprachigen Ländern an das
Klinikum um medizinische Hilfe. Zwei-
tens entstehen dann keine Sprachpro
bleme, was „alles erheblich erleichtert“,
wie Berhanu weiß. Drittens ist auch die
Gefahr kultureller Barrieren minimiert.
„Vertrauen ist in dieser sensiblen Phase
das A und O“, sagt der Patientenmana-
ger weiter, damit der Patient verinner-
licht, „dass er in den besten Händen
sein wird“.
Relativ rasch können die Experten des
IPO so abklären, welche Befunde be-
reits vorliegen und welche Geräte-
und Labordiagnostik noch nötig ist,
um zur rechten Diagnose zu kommen.
So ergibt sich auch die wahrscheinli-
che Behandlung für einen Patienten.
„Wir bündeln alle Informationen für
ein bestmögliches Vorgehen“, erklärt
Berhanu.
Das IPO mit seinen heute sieben
Mitarbeitern wurde in seiner jetzigen
Form 2011 am Klinikum etabliert, „um
die immer häufigeren Anfragen aus-
ländischer Patienten für eine stationäre
Behandlung zentral zu verwalten“,
sagt Dr. Andreas Schöne, Leiter der
Abteilung Patientenmanagement und
Unternehmenssteuerung. Die LMU-
Medizin genießt international einen
hervorragenden Ruf. Das zieht viele
Patienten an – und das ohne jegliche
Werbung. „Wir sind halt in vielen me-
dizinischen Bereichen in unserer Kom-
petenz Weltmarktführer“, sagt Schöne
trocken.
Doch das IPO nimmt nicht jeden.
Patienten mit relativ einfachen Proble-
men stehen nicht im Vordergrund.
Vielmehr behandeln die Ärzte vorzugs-
weise ausländische Patienten mit Tu-
morerkrankungen. Schwierige Fälle in
der Kindermedizin und Urologie bilden
einen weiteren Schwerpunkt. „Diese
Patienten“, erklärt Schöne, „sind oft
auch für unsere Forschung wichtig.“
Selbstverständlich verwaltet das
IPO auch die Kosten. „Wir setzen auf
hundertprozentige Transparenz für
die Patienten“, erklärt, der Leiter des
IPO. Will heißen: Sie bekommen einen
akkuraten Kostenvoranschlag, der die
gesamte Therapiekette abdeckt, in-
»Wir bündeln alle Informa
tionen für ein bestmögliches
Vorgehen.«
Die Behandlung ausländischer Patienten
bedeutet für das Klinikum der Universität
München einen Mehraufwand, der von
den Patienten bezahlt werden muss.
Dazu zählen vereinzelte Dolmetscher-
dienste, spezielle Essenswünsche oder
fremdsprachige Speisekarten, die Bele-
gung eines Doppelzimmers für nur einen
Patienten oder zur Übernachtung eines
Angehörigen. Außerdem müssen Ärztin-
nen und Ärzte sowie Pflegekräfte eine
interkulturelle Kompetenz erwerben, um
Missverständnisse zu vermeiden. Dazu
braucht es Fortbildungsmaßnahmen und
Schulungen. Auch für solche Aufwendun-
gen werden die Einnahmen zur Behand-
lung ausländischer Patienten verwendet.
MEHRAUFWAND BEI
INTERNATIONALEN
PATIENTEN