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ASIEN

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Wie sind Sie vorgegangen?

Mit Mitteln der Stiftung haben wir

2006 ein von Siemens aufbereite-

tes Katheter-Labor hingestellt. Und

wir haben Ärzte darin ausgebildet,

es fachgerecht zu benutzen. Ich bin

ein Anhänger von Hilfe zur Selbsthilfe. Die Stiftung

gibt die Hardware, wir geben die Manpower. Das ist,

die nötigen finanziellen Ressourcen vorausgesetzt,

entscheidend. 2013 haben wir in Da Nang und 2015 in

Ho Chi Minh City im südlichen Vietnam weitere Labore

eingerichtet. Bis heute wurden rund 4.000 Kinder

therapiert. Das ist ein großer Erfolg.

Welche Herzprobleme können die Ärzte dort jetzt

behandeln?

Angefangen haben wir mit einfachen Herzfehlern,

die mit einer Behandlung geheilt sind. Dazu gehören

zum Beispiel angeborene Löcher in den Herzwän-

den, Engstellen in der Lungen- oder Körperschlag-

ader und so weiter. Heute behandeln wir im Herz-

katheter-Labor alle Herzfehler in jedem Alter, wie

dies internationaler Standard ist. Parallel haben wir

auch herzchirurgische Möglichkeiten geschaffen,

sodass Babys schon ab fünf Kilo Körpergewicht ope-

riert werden können.

Behandeln Sie ab und an noch selbst?

Am Anfang häufiger, heute nur noch sehr selten. Ge-

legentlich überlassen mir die Kollegen vor Ort noch

einen schwierigen Fall. Ich bin sehr zufrieden mit

dieser Entwicklung; denn sie zeigt, dass unser Kon-

zept der Aus- und Weiterbildung aufgegangen ist.

Mir ging es von Anfang an um Nachhaltigkeit. Die

Kollegen arbeiten inzwischen fast komplett autark,

auf einem hohen internationalen Niveau.

Weit mehr als 40 Millionen Liter

des Entlaubungsmittels Agent Orange

(AO) hat das US-Militär in rund

6.000 Angriffen über Vietnam

versprüht. Betroffen waren und sind

zum Teil noch immer zehn Prozent

des Landes. Einer Studie zufolge sind

zwischen 2,1 und 4,8 Millionen

Vietnamesen mit dem Gift verseucht

worden. AO enthält Dioxin. Vietname-

sische Menschenrechtsgruppen gehen

davon aus, dass infolgedessen über

eine Million Vietnamesen ernsthaft

erkrankt sind. Teilweise bekommen

noch heute Menschen durch

AO-Rückstände unterschiedliche

Erkrankungen von Krebs bis Herz-

Kreislauf-Leiden. Außerdem verur-

sacht AO Fehlbildungen bei Kindern.

GRÖSSTER

CHEMIE-ANGRIFF

»Wir geben Hardware

und Manpower. Bis heute

wurden rund 4.000 Kinder

therapiert. Das ist ein

großer Erfolg.«

Prof. Netz auf der

Intensivstation. Ein

Raum hat 24 Betten.

Nach Überschwemmungen

bekommen viele Kinder schwere

Atemwegserkrankungen. Dann

liegen oft dreimal mehr Mädchen

und Jungen auf der Station, als

sie offiziell Betten hat. Die Kinder

werden von den Müttern

versorgt.

Prof. Netz und Dr. h.c.

Irène Lejeune von der

Stiftung „Herz für Herz“

mit dankbaren Müttern

und ihren geheilten

Babys.