ASIEN
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Bilden Sie weiter aus?
Das ist jetzt meine Hauptaufgabe, die akademische
Lehre. Ich will weiter junge Kollegen für die Kinder-
kardiologie entwickeln und sie mit Vorlesungen und
Vorträgen an die Disziplin heranführen. Dabei geht
einem das Herz auf. Da stehen bei den praktischen
Übungen sechs, sieben junge Leute um Sie herum
und sind fasziniert von dem, was Sie erzählen. Oder
300 Studenten besuchen eine Vorlesung, und trotz-
dem ist null Unruhe. Das ist ganz anders als in
Deutschland und einfach nur schön. Da bekommt
man sehr viel zurück für seinen Einsatz.
Aber hätten Sie gedacht, dass Ihr Projekt eines
Tages den Anstoß geben würde für die Gründung
einer ganzen medizinischen Fakultät?
Bestimmt nicht. Aber als ich und unser Projekt ein-
mal in Vietnam bekannt waren, ergab sich das sehr
organisch. Noch immer fehlt es Vietnam an Ärzten.
Und so haben die LMU und die Universität Da Nang
unter der Schirmherrschaft der Universität Ho Chi
Minh City einen Kooperationsvertrag geschlossen.
Die medizinische Fakultät wurde 2015 eröffnet. Das
Curriculum haben wir mit entwickelt. Dazu haben
wir Dozenten geschult.
Ihre schönsten Erlebnisse in Ihrer Zeit in Vietnam?
Da gibt es viele. Es ist unheimlich berührend, wenn
ein alter Vietcong-Kämpfer mit amputiertem Arm
drei Tage durch den Dschungel läuft und seinen
herzkranken Enkel in das Katheter-Labor bringt und
man diesem Kind helfen kann. Oder wenn Sie nach
einem Eingriff durchgeschwitzt herausgekommen
und auf Sie eine ganze Familie wartet und alle dann
vor Freude heulen und Sie umarmen. Diese Wert-
schätzung bedeutet mir mehr als Geld.
»Es ist berührend, wenn ein alter
VietcongKämpfer mit amputiertem
Arm drei Tage durch den Dschungel läuft
und seinen herzkranken Enkel in das
KatheterLabor bringt und man diesem
Kind helfen kann. Das bedeutet mir mehr
als die Wertschätzung über das Geld.«
Heinrich Netz
verabschiedet sich vor
der Abreise von einer
kleinen, erfolgreich
behandelten Patientin.
Da Nang
Vietnam
Ho Chi Minh City