FORUM
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TAKEOFF
EBOLA & CO.:
OUTBREAK
PREPAREDNESS
Netzwerk zur Überwin-
dung der Schwierigkeiten
bei der Bekämpfung von
Filariose
Gerüstet sein für den nächsten
Ausbruch einer Epidemie
D
as TAKeOFF-Netzwerk baut eine
Plattform auf, die sowohl klinische
Studien und Forschung zu Filarien als
auch die Patientenversorgung mit-
einander verzahnt. Die lymphatische
Filariose wird durch den Fadenwurm
Wuchereria bancrofti hervorgerufen,
der durch verschiedene Stechmücken
übertragen wird. Circa 120 Millionen
Infizierte in den tropischen Regionen
Afrikas und Asiens sind von der Infektion
betroffen, bei circa 15 Prozent von ihnen
kommt es zu einem Ödem, der so-
genannten Elephantiasis. In den drei
Studienländern Ghana, Kamerun und
Tansania wird die Wirksamkeit einer
Therapie mit Doxycyclin auf das Aus-
maß des Lymphödems überprüft. Die
klinische Studie wird aus Deutschland
unterstützt durch eine Kooperation von
Prof. Achim Hörauf, Universität Bonn,
mit Prof. Michael Hölscher und Dr. Inge
Kroidl, LMU München. Ein weiteres
Arbeitspaket der TAKeOFF-Studie, das
von Dr. Kroidl betreut wird, bezieht sich
auf Patienten mit einer Ko-Infektion mit
HIV. Es wird untersucht, ob ko-infizierte
Patienten, die eine antiretrovirale The-
rapie (ART) beginnen, unter einer Zu-
nahme der ödematösen Schwellungen
leiden. Dieses wäre im Sinne eines
Immunrekonstitutionssyndroms eine
mögliche Reaktion nach Anstieg der
CD4 T-Zellen. Weitere Arbeitspakete
befassen sich z.B. mit der Podoconiose,
einer Art des Lymphödems, die nicht
durch Nematoden, sondern durch Sili-
kate hervorgerufen wird.
D
er großflächige Ausbruch des Ebola-
fiebers 2014/2015 in Westafrika gilt
als der größte in der Geschichte. Mehr
als 28.000 Menschen erkrankten, mehr
als 11.000 starben. Dieser Ausbruch hat
Gesundheitssysteme weltweit vor un-
erwartete Herausforderungen gestellt.
Im Fokus: Fragen der Früherkennung
von Ausbrüchen, Widerstandsfähigkeit
von Gesundheitssystemen und Patienten-
sicherheit. Eine besonders betroffene
Gruppe waren die involvierten Gesund-
heitsmitarbeiter. Im Rahmen der vom
Bundesministerium für Wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
geförderten Krankenhauspartnerschaften
(ESTHER; Ensemble pour une Solida-
rité Thérapeutique Hospitalière En
Reseau) hat das Tropeninstitut der LMU
zusammen mit seinem Partner, dem
Referenzkrankenhaus der Region Mbeya
in Tansania, im Frühjahr 2016 Vertreter
der tansanischen Behörden, der regio-
nalen Gesundheitsstrukturen sowie in-
ternationaler Organisationen zu einer
Konferenz zum Thema „Outbreak Pre-
paredness“ eingeladen. Darüber hinaus
wurde für Gesundheitsmitarbeiter ein
Ausbildungsprogramm zum Umgang
mit hochansteckenden Infektionser-
krankungen etabliert. Hierzu wurde
das lokale Krankenhaus mit einem
mobilen Lazarett zur schnellen Isolie-
rung von Verdachtsfällen ausgestattet.
Dr. Günter Fröschl vom Tropeninstitut
war 2014/2015 Leiter der deutschen
Behandlungseinheit in Liberia. Er sagt:
„Erklärtes Ziel ist es, die Gesundheits-
versorgung im Falle eines Ausbruchs zu
sichern. Dies soll durch ein sicheres
Arbeitsumfeld für Mitarbeiter sowie
eine wirksame Kontrolle der Patienten-
sicherheit erreicht werden. Dafür müs-
sen Ansteckungen im Krankenhaus
durch vorübergehende Isolierungen
vermieden werden.“ Eine große Rolle
bei grenzüberschreitenden Epidemien
werden in Zukunft vor allem Infektions-
krankheiten spielen, die mit der starken
Personenmobilität in Verkehrsmitteln
wie Flugzeugen transportiert werden
können. Beispiele dafür sind die Influen-
za oder auch vektorübertragene Infektio-
nen wie die Zika-Virusinfektion.
50 MIO. € FÖRDERUNG ZUR
GESUNDHEITSFORSCHUNG
Das Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) fördert fünf deutsch-
afrikanische Netzwerke zur Gesundheits-
forschung mit 50 Millionen Euro bis 2022.
Erstmals liegt die Koordination bei den
afrikanischen Partnern. Von der LMU ist die
Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin
an zwei Netzwerken beteiligt, das Institut
für Medical Informatics, Biometry and
Epidemiology (IBE) an einem.
»Erklärtes Ziel ist es, die Gesundheits
versorgung im Falle eines Ausbruchs zu sichern.«
Dr. med. Günter Fröschl
Facharzt für Innere Medizin
und Infektiologie, MScIH