Operationszentrum
89
E
in Jahr lang hatte sich Romy
Leichsenring in Elternzeit um ih-
ren Sohn gekümmert. Und dann,
nach ihrer Rückkehr an ihren Arbeits-
platz, war alles anders. Für sie „beson-
ders hart“, wie sie sagt: „Weil ich den
Umzug in das OPZ ja nichtmitgemacht
habe, bin ichnicht organisch indieneu-
en Abläufe hineingewachsen“, erklärt
die Pflegeleiterin in der Herz-, Thorax-,
Gefäß- und Viszeralchirurgie. Was na-
türlich zuProblemen führte: „Schon am
erstenTagkamendieerstenFragender
Mitarbeiter an mich als Führungskraft;
damusste ichmir eingestehen, dass ich
selbst erst neu lernenmuss.“
Nunaberhatsiebegriffen,wiedieTeam
arbeit funktioniert. Welche Aufgaben-
felder sich womöglich verschoben ha-
ben. Wo was liegt. Die Kollegen haben
ihr auch die nötige Zeit eingeräumt. Ei-
ner der wichtigsten Punkte: Die Steril-
undMaterialversorgung im neuen OPZ
ist komplett anders geregelt als zuvor.
Früher hat einHelfer einen großen Teil
der Bestellungen von OP-Utensilien er-
ledigt. „Jetzt wird diese Aufgabe unter
OP-Leitung und der Logistikabteilung
aufgeteilt“, sagt sie, „die nötigen Be-
ständegenau imBlick zuhaben, hat ge-
radezuBeginnviel Zeit gekostet.“Doch
die Umstellung sei nunmehr geglückt,
das Prozedere gut organisiert – trotz
immer noch auftauchender Schwierig-
keiten, wenn während einer Operation
spontanweitere Geräte nachorganisiert
werdenmüssten: „Das läuftoft sehrum-
ständlichund verzögert Prozesse.“
Abgesehen davon sagt Romy Leichsen-
ring, die täglich lange Führungsgesprä-
che mit ihren Mitarbeitern führt, dass
sichdiePflegekräftedurchdieUmstruk-
turierung stärker als zuvor ihreneigent-
lichen Aufgaben widmen können: die
OP-pflegerische Tätigkeit am Patienten.
Was für sie beweist: Angst vor Verän-
derung ist das eine. Das andere, dass
Veränderung auch Positives bedeuten
könne. Beispielsweise müssen die OP-Pflegeleitungen nicht mehr den Abruf
der Patienten von den Bettenstationen
in den OP-Trakt koordinieren. Den Job
übernimmt jetzt das Operationsmana
gement. „Die Umstellung entlastet uns
sehr“, erklärt Leichsenring, „weil wir
auch so im Personalmanagement alle
Hände voll zu tun haben.“ Denn die
Herz-, Thorax-, Gefäß- und Viszeralchi
rurgie hat etliche Mitarbeiter dazu be-
kommen. 62 Planstellen sind in diesem
„Cluster“ inderPflegevorgesehen,noch
abernicht allebesetzt.
Nur wenige bewährte Mitarbeiter sind
nichtmit andenneuenArbeitsplatz ge-
wechselt, diemeisten schon. Einigever-
missen das Kleine und Heimelige des
alten OP-Trakts, dass man sich besser
untereinander gekannt hat. „Heimat und
Zusammenhalt“, weiß Romy Leichsen-
ring, „sind inderArbeitsatmosphäreder
Pflege ein ganz wichtiger Faktor.“ Die-
sen Zusammenhalt zu generieren, fällt
– zumindest noch – im neuen OPZ et-
was schwerer, weil OP- und Anästhe-
sie-Teams neu zusammengesetzt wur-
den. „Das Fremdeln“, ist sich Romy
Leichsenring sicher, „wird sich aber
geben.“
Zumal die Räumlichkeiten im OPZ gut
durchdacht imSinnederMitarbeiterge-
staltet seien. Trotz der langen Fluremit
16 OP-Sälen am Stück hielten sich die
Wege in überschaubaren Grenzen. Al-
lenfalls Kleinigkeiten würden hier und
da moniert, wie die architektonische
Gestaltung, die etwas kühl ausfalle, was
aber die vielen Fenster mit ihrem üp-
pigen Lichteinfall wieder wettmachen
würden: „Das hellt die Stimmung gera-
de imWinter erheblichauf.“
Mit „Freude“ beobachtet Romy Leich-
senring auch, wie man sich nach der
Umstellungsphase jetzt wieder auf die
alltäglichen Aufgaben konzentriert, die
ihrwichtigsind:diepraktischeAnleitung
unterschiedlicher Mitarbeiter. Konkret:
inderAusbildungzumoperationstechni-
schenAssistenten, indenFachweiterbil-
dungenzurOP-Pflege, inderAusbildung
von Krankenpflegeschülern. „Da haben
nunalleauch imneuenUmfeld festeAn-
sprechpartnerundbekommenerstklassi-
gesWissen“, betont sie.Unddasbedeu-
tet „einStückweitNormalisierung.“
RomyLeichsenringarbeitet alsPflegeleiterin inderHerz-, Thorax- und
Viszeralchirurgie imOPZund fühlt sichwohl in ihremneuenArbeitsumfeld.
»HeimatundZusammen
halt sind inderArbeits
atmosphärederPflegeein
ganzwichtigerFaktor«