Klinikum Universität München // Jahresbericht 2014 - page 89

Operationszentrum
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in Jahr lang hatte sich Romy
Leichsenring in Elternzeit um ih-
ren Sohn gekümmert. Und dann,
nach ihrer Rückkehr an ihren Arbeits-
platz, war alles anders. Für sie „beson-
ders hart“, wie sie sagt: „Weil ich den
Umzug in das OPZ ja nichtmitgemacht
habe, bin ichnicht organisch indieneu-
en Abläufe hineingewachsen“, erklärt
die Pflegeleiterin in der Herz-, Thorax-,
Gefäß- und Viszeralchirurgie. Was na-
türlich zuProblemen führte: „Schon am
erstenTagkamendieerstenFragender
Mitarbeiter an mich als Führungskraft;
damusste ichmir eingestehen, dass ich
selbst erst neu lernenmuss.“
Nunaberhatsiebegriffen,wiedieTeam­
arbeit funktioniert. Welche Aufgaben-
felder sich womöglich verschoben ha-
ben. Wo was liegt. Die Kollegen haben
ihr auch die nötige Zeit eingeräumt. Ei-
ner der wichtigsten Punkte: Die Steril-
undMaterialversorgung im neuen OPZ
ist komplett anders geregelt als zuvor.
Früher hat einHelfer einen großen Teil
der Bestellungen von OP-Utensilien er-
ledigt. „Jetzt wird diese Aufgabe unter
OP-Leitung und der Logistikabteilung
aufgeteilt“, sagt sie, „die nötigen Be-
ständegenau imBlick zuhaben, hat ge-
radezuBeginnviel Zeit gekostet.“Doch
die Umstellung sei nunmehr geglückt,
das Prozedere gut organisiert – trotz
immer noch auftauchender Schwierig-
keiten, wenn während einer Operation
spontanweitere Geräte nachorganisiert
werdenmüssten: „Das läuftoft sehrum-
ständlichund verzögert Prozesse.“
Abgesehen davon sagt Romy Leichsen-
ring, die täglich lange Führungsgesprä-
che mit ihren Mitarbeitern führt, dass
sichdiePflegekräftedurchdieUmstruk-
turierung stärker als zuvor ihreneigent-
lichen Aufgaben widmen können: die
OP-pflegerische Tätigkeit am Patienten.
Was für sie beweist: Angst vor Verän-
derung ist das eine. Das andere, dass
Veränderung auch Positives bedeuten
könne. Beispielsweise müssen die OP-Pflegeleitungen nicht mehr den Abruf
der Patienten von den Bettenstationen
in den OP-Trakt koordinieren. Den Job
übernimmt jetzt das Operationsmana­
gement. „Die Umstellung entlastet uns
sehr“, erklärt Leichsenring, „weil wir
auch so im Personalmanagement alle
Hände voll zu tun haben.“ Denn die
Herz-, Thorax-, Gefäß- und Viszeralchi­
rurgie hat etliche Mitarbeiter dazu be-
kommen. 62 Planstellen sind in diesem
„Cluster“ inderPflegevorgesehen,noch
abernicht allebesetzt.
Nur wenige bewährte Mitarbeiter sind
nichtmit andenneuenArbeitsplatz ge-
wechselt, diemeisten schon. Einigever-
missen das Kleine und Heimelige des
alten OP-Trakts, dass man sich besser
untereinander gekannt hat. „Heimat und
Zusammenhalt“, weiß Romy Leichsen-
ring, „sind inderArbeitsatmosphäreder
Pflege ein ganz wichtiger Faktor.“ Die-
sen Zusammenhalt zu generieren, fällt
– zumindest noch – im neuen OPZ et-
was schwerer, weil OP- und Anästhe-
sie-Teams neu zusammengesetzt wur-
den. „Das Fremdeln“, ist sich Romy
Leichsenring sicher, „wird sich aber
geben.“
Zumal die Räumlichkeiten im OPZ gut
durchdacht imSinnederMitarbeiterge-
staltet seien. Trotz der langen Fluremit
16 OP-Sälen am Stück hielten sich die
Wege in überschaubaren Grenzen. Al-
lenfalls Kleinigkeiten würden hier und
da moniert, wie die architektonische
Gestaltung, die etwas kühl ausfalle, was
aber die vielen Fenster mit ihrem üp-
pigen Lichteinfall wieder wettmachen
würden: „Das hellt die Stimmung gera-
de imWinter erheblichauf.“
Mit „Freude“ beobachtet Romy Leich-
senring auch, wie man sich nach der
Umstellungsphase jetzt wieder auf die
alltäglichen Aufgaben konzentriert, die
ihrwichtigsind:diepraktischeAnleitung
unterschiedlicher Mitarbeiter. Konkret:
inderAusbildungzumoperationstechni-
schenAssistenten, indenFachweiterbil-
dungenzurOP-Pflege, inderAusbildung
von Krankenpflegeschülern. „Da haben
nunalleauch imneuenUmfeld festeAn-
sprechpartnerundbekommenerstklassi-
gesWissen“, betont sie.Unddasbedeu-
tet „einStückweitNormalisierung.“
RomyLeichsenringarbeitet alsPflegeleiterin inderHerz-, Thorax- und
Viszeralchirurgie imOPZund fühlt sichwohl in ihremneuenArbeitsumfeld.
»HeimatundZusammen­
halt sind inderArbeits­
atmosphärederPflegeein
ganzwichtigerFaktor«
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