Klinikum Universität München // Jahresbericht 2014 - page 87

Operationszentrum
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FrauFügmann, Siehaben zuvor inden
Innenstadtklinikengearbeitet.Mit der
EröffnungdesOPZ sindSienachGroß-
haderngewechselt.Warum?
Weil ich als Funktionsleitung hier die
große Chance hatte, wirklich etwas zu
bewegen und zu gestalten. Wann kann
man das schonmal sagen?! Dieser An-
fang hier war eine Super-Chance. Alle
Abläufe imOPZmusstenneuentwickelt
werden, dennmit demUmzug hat eine
Umstrukturierungder OP-Bereiche und
Anästhesiebereiche stattgefunden. Das
ist eine große Herausforderung, die al-
lerdings auch sehr viel Spaß macht.
Und für mich als „Außenstehende“ ist
die neue Aufgabewahrscheinlich leich-
tergewesenals fürdieKollegen, dieaus
dem alten OP-Trakt in Großhadernmit-
gekommen sind. Weil die waren ja an
ihreAbläufegewöhnt.
SinddieUmstrukturierungen
wirklich sodrastisch?
Ja, die drei vorherigen Funktionsberei-
che sindnichtmehr inder Form zusam-
menund auf zwei geschrumpft. Unddie
Fachgebiete haben sich anders verteilt.
Das heißt, jeder hat was Neues lernen
müssen. Wer im alten Dreier-OP gewe-
sen ist,muss jetzt GynäkologieundUro-
logiedazulernen.Wer imFünferwar, hat
HerzundViszeral dazubekommen.Dazu
sind die Teams völlig neu zusammenge-
stelltworden. Jedermuss imPrinzipalles
können. Und das Ganze mit zehn nicht
besetztenPlanstellen.
Flexibilität scheint dasgroße
Stichwort zu sein…
Stimmt, man kann sich nicht mehr an
ein Handbuch oder so halten. Es gibt
hier immer wieder Stellen und Situatio-
nen, woman einfach nachfragenmuss,
ob, wie undwo esweitergeht. DasGan-
ze baut darauf, in die Kommunikation
und intensivere Teamarbeit zu gehen.
Beispielsweise istdieLagerungderPati-
enteneinegemeinsameAufgabegewor-
den.ÜberhaupthatdieganzePatienten-
betreuung 1.000 kleine Schnittstellen
bekommen, wohalt das ganzeTeam ar-
beitenmussundeskeineklarenZustän-
digkeiten für einen Einzelnen gibt. Das
ist allesaufgeweicht.Manmuss sichviel
besser absprechen. Die Idee hinter die-
semSystem:Mankann schneller jeman-
denersetzen,wennmal einer fehlt.Dazu
kommen andere Neuerungen wie der
24-Stunden-Aufwachraum und die Hol-
dingArea, diewir alsAnästhesiepfleger
betreuen.
Was ist das?
Wegen der langen Transportwege vom
Bettenhaus zum OPZ rufen wir die Pa-
tienten im Sinne einer guten Planung
schon sehr frühzeitig von der Station
ab.Nicht allekommendannabergleich
in den OP, sondern werden in dieser
HoldingArea zwischengeparkt. Dasbe-
schleunigt zwar die Prozesse im OP-
Trakt, bedeutet aber auch, dass die Pa-
tientenmitunter bis zueinpaar Stunden
warten.Darüber sind sienicht glücklich,
weil sie eh schon aufgeregt genug sind.
Und siehabenEinblick indenAufwach-
raum. Das ist auch nicht günstig, weil
sie sehen, wie man nach einer OP aus-
sieht. Wir haben das zur Zeit räumlich
getrennt.
Siehabennoch immer zuwenige
Anästhesiepfleger. Ist es ungewiss,
obdasOPZdamit jemals seine
Kapazitäten ausreizen kann?
Ungewiss würde ich nicht sagen, denn
wirmachen ja schonunsereHausaufga-
ben. Ich führe wöchentlich mindestens
ein Vorstellungsgespräch mit Bewer-
bern.Wir haben seitHerbst auch schon
neue Mitarbeiter gewonnen. Aber wir
brauchen noch mehr Personal als ge-
plant. Dazu kommt: Wir müssen es mit
flexiblen Teilzeitangeboten unbedingt
schaffen, hervorragendausgebildeteAn-
ästhesieschwesternzugewinnen,dieaus
demMutterschutz zurückkommen und
nur 20, 30 oder 40 Prozent oder was
auch immer arbeitenwollen. Wir müs-
sen uns vom OP-Programm daran an-
passen und diesen jungenMüttern An-
gebotemachen.
Wie läuft dieEinarbeitung
neuerKollegen?
Das bedeutet für uns einen unheimlich
hohenAufwand,weilunsereMitarbeiter
eben in vielen verschiedenen Fachge-
bieten kompetent sein müssen, um va-
riabel eingesetztwerdenzukönnen.Wir
habeneinenKernanerfahrenenLeuten,
die fachlich super sind und die seit Er-
öffnung des OPZ ständig Kollegen an-
lernen. Die sagen inzwischen, wasman
gut verstehenkann, dasssieeinfachmal
gerne einen Tag allein durcharbeiten
würden. Tatsache ist: Daran ist auf un-
absehbareZeit nicht zudenken.
UlrikeFügmann fungiert alsFunktionsleitung inderAnästhesie im
neuenOPZ.DieVeränderungenbeschreibt siealsdrastisch.
»Jedermuss imPrinzip
alleskönnen«
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