Klinikum Universität München // Jahresbericht 2014 - page 93

FORUM
93
Gentherapie
imKommen
Alserste,nicht indenUSA tätigeeuropäischeForscherinseit1957hatProf.Christine
Spitzwegden renommierten„Van-Meter-Preis“erhalten.DieamerikanischeSchild-
drüsen-Gesellschaft verleiht ihn seit 1930 jährlich für herausragendewissenschaft-
liche Leistungen auf demGebiet der Schilddrüse. Die Ärztinwird geehrt aufgrund
ihrer international renommierten, herausragendenwissenschaftlichenArbeiten auf
diesemGebiet. Christine Spitzweg ist Leiterin des interdisziplinären Schilddrüsen-
zentrums am Klinikum der Universität München sowie Ko-Leiterin des Zentrums
für neuroendokrineTumoren. Als erste, nicht indenUSA tätigeProfessorin ist Frau
Spitzwegauch indasDirektoren-GremiumderOrganisationgewähltworden.
Christine Spitzwegs wissenschaftliches Schicksal heißt kurzerhandNIS. NIS steht
für „Natrium-Iodid-Symporter“. Das ist einMolekül auf der Oberfläche vonSchild-
drüsenzellen, dasNatrium- und Jod-Ionen aus demBlut in die Zelle befördert. Be-
kanntlich braucht die Schilddrüse ausreichend Jod für die Synthese der Schild­
drüsenhormone und ein normales Schilddrüsenwachstum. Nachdem 1996 dasGen
für denNIS entschlüsselt wurde, hat Christine Spitzweg denNIS in verschiedenen
Schilddrüsenerkrankungen untersucht sowie dessen Regulationsmechanismen.
Dann hat siemit ihremTeam gezeigt, dassNIS auch in anderenGeweben imKör-
pervorhanden ist–zumBeispiel imBrustgewebederFrau, inSpeichel-undTränen­
drüsen sowie inderNiere.
Es folgteeinneuesProjekt, zunächst inder renommiertenMayo-Klinik indenUSA,
später dann inMünchen. Das Ziel: die seit Jahrzehnten bewährte Diagnostik und
Therapie von Schilddrüsen-Tumorenmit radioaktivem Jod auch auf andere Krebs­
arten zu übertragen – und zwar mithilfe von NIS. Denn auch radioaktive Jod-Teil-
chen wandern über den NIS in die Schilddrüse ein. Dort zerstören sie die Krebs­
zellen gezielt und damit weitgehend ohne Nebenwirkungen, weil das gesunde
Gewebe des Körpers von der radioaktiven Strahlung verschont wird. Die Idee: das
Gen fürdenNIS imZugeeinerGentherapieauch indieentartetenZellenvonTumo-
ren außerhalb der Schilddrüse einzuschleusen, sodass auch sie das Jod-Transport-
system in ihre äußere Hülle einbauen und das radioaktive Jod einschleusen – und
sich so selbst zerstören.
Wassichkinderleicht liest, ist inWahrheiteineHerkules-Aufgabe.Akribischundbe-
harrlichhat Christine Spitzweg verschiedeneMethoden inTierengetestet, umdie
Idee indiePraxisumzusetzen.Mit einemmöglichenNutzen fürPatienten:Daserste
dieser Verfahren testet dieMayo-Klinik gerademit Prostatakrebs-Patienten, deren
Tumor in der Prostata lokal zurückgekehrt ist. Auchmit ihren neueren Verfahren,
die zielgenauer und damit risikoärmer sind und sich besonders auch bei Tumoren
mit Tochtergeschwülstenanwenden lassen, hofft ChristineSpitzwegauf „eineerste
klinischeStudiemit Krebs-Patientenbei uns amKlinikum inden kommenden zwei
bis drei Jahren.“Ein exzellentesBeispiel dafür, wiemedizinischeSpitzenforschung
therapeutischumgesetztwerdenkann.
Prof. ChristineSpitzwegwurde für ihreherausragendenLeistungen
inderSchilddrüsenheilkundemit demVan-Meter-Awardgeehrt.
Prof. Dr. ChristineSpitzweg
Leiterin des interdisziplinärenSchild-
drüsenzentrums undCo-Leiterindes
Zentrums für neuroendokrineTumoren,
wurdemit demVan-Meter-Award
ausgezeichnet
1...,83,84,85,86,87,88,89,90,91,92 94,95,96,97,98,99,100,101,102,103,...132