Klinikum Universität München // Jahresbericht 2014 - page 26

COMPREHEnSIVECAnCERCEnTERMÜnCHEn
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tuMor-SuBtypenund
IhreBedeutunG
Gängige Praxis in der Behandlung
metastasierter Darmtumoren ist die
Unterscheidung in zwei Subtypen:
1
Patientenmit Tumorzellen, in
denendasRAS-Gen in seiner
normalenForm vorliegt
2
Patientenmit Tumorzellen, in
denendasRAS-Genmutiert ist
Alle Patienten im Zentrum werden
deshalbmolekular auf das RAS-Gen
diagnostiziert. Das Ergebnis hat Fol-
genfürdieTherapieundfürdieÜber-
lebensaussichten.EtwadieHälfteder
PatientenhateingesundesRAS-Gen.
Sie bekommen zusätzlich zur her-
kömmlichen Chemotherapie ein an-
deres Medikament. Dieser „Antikör-
per“ blockiert auf der Oberfläche
der Tumorzellen eineBindungsstelle
für einenKrebswachstumsfaktor und
bremstdamitderenVermehrung.Bei
Patienten mit mutiertem RAS-Gen
nutzt der Antikörper nichts. Für sie
entfällt deshalb diese Therapiemög-
lichkeit. „Ihre Überlebenschancen
sinddeshalbetwaum sechsMonate
vermindert“, sagtHeinemann.
Studien am Zentrum haben ge-
zeigt:Diedort behandeltenPatienten
mit gesundem RAS-Gen überleben
durchschnittlich33Monatenachder
Diagnose – „deutlich länger als Pati-
enten, diediese zielgerichteteThera-
pienichterhalten“,wiederOnkologe
Heinemannbetont.
weItereSuBtypen
darmtumorenmitoderohneMuta-
tionen imBraF-Gen:
Patientenmit
BRAF-Mutationen habenmeist eine
ungünstige Prognose und sprechen
nur unzureichend auf die Behand-
lung an. In internationalen Studien
werden derzeit neue Medikamente
für diesePatientengetestet.
patienten, derenzellen eine soge-
nannte Mikrosatelliteninstabilität
aufweisen:
Diese Veränderungen
im Erbgut finden sich insbesondere
bei Patientenmit erblich bedingtem
Darmkrebs. IhreÜberlebenschancen
sind „deutlich günstiger“, sagt Vol-
ker Heinemann. Allerdings wirken
bei ihnen bestimmte chemothera-
peutische Medikamente nicht. So
könnendieÄrztedieChemotherapie
entsprechend gestalten. „Die Zahl
der Subtypen beim Darmkrebs“, da
ist sich Heinemann sicher, „wird
steigen.“ Entsprechend wird auch
dieBehandlung zunehmendmaßge-
schneiderter seinalsheute.
Der nächste Schritt hin zu einer
noch individuelleren Therapie: ein
Projekt am Klinikum zur personali-
sierten Krebsmedizin. Dabei testen
die Ärzte die Empfindlichkeit jedes
individuellen Tumors auf bestimm-
te Medikamente, die die Patienten
gewöhnlich bekommen. Das heißt:
Man entnimmt Tumorgewebe und
testet dann im Labor, welche Me-
dikamente die Krebszellen effektiv
zerstören undwelche nicht. So lässt
sichdieTherapieauf jedenPatienten
maßschneidern.Dieentsprechenden
Untersuchungenwerdenderzeit vor-
bereitet.
eInweItereSccc-
ForSchunGSprojeKt
Die Forscher wollen „Biomarker“
finden, die Hinweise darauf geben,
wann und warum Resistenzen ge-
gen eine Behandlung auftreten. So
kann z.B. trotz eines zu Therapiebe-
ginn gesunden RAS-Gens im Laufe
der Behandlung eine RAS-Mutation
auftreten. Dann hätte die Antikör-
per-TherapiekeinenSinnmehr–und
dem Patienten könnten die neben-
wirkungenerspartwerden.
patIentenMIttuMorendeS
MaGen-unddarMtraKteS
IMKlInIKuMMünchen
Die Zahl der behandelten Patienten
steigt seit Jahren. Die Gründe: Zum
einen verbessern sich die Behand-
lungsmöglichkeiten dieser Tumoren
im Hinblick auf Chirurgie, Strah-
lentherapie, Chemotherapie, Immun-
therapie etc. Zum anderen hat die
Aufmerksamkeit der überweisenden
Ärzte fürdieKompetenz imKlinikum
deutlichzugenommen.
»DieZahl derSubtypenbeim
Darmkrebswird steigen«
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