Klinikum Universität München // Jahresbericht 2013 - page 15

HerzChirurgie
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Sie haben dank der modernen Extrem-
medizin überlebt. Erst die Mini-Herz-
Lungen-Maschine…
…dieECMO…
…genau.UnddanneineHerztransplan-
tation.Wie haben Sie die Technik emp-
funden, dieSieamLebengehaltenhat?
Super! Ichwar so froh. IchhatteeinRie-
senglück, dass es heute diese ECMO
gibt.Unddass ichdiesenKrankheitsver-
lauf nicht vor 20 Jahrenhatte.
SeelischalsokeinProblem?
Na, eswar schoneineAnspannung,weil
jeder hatte so einen Respekt vor dieser
ECMO. Alle wussten, dass das eben et-
was Besonderes und Neues war. Aber
ich konnte es auf jeden Fall psychisch
gut ertragen. Jedenfalls besser als das
Kunstherz.Daswollte ichaufkeinenFall.
Was hat Ihnen so Angst gemacht vor
demKunstherz?
Als die Ärzte mir das Kunstherz vorge-
stellthaben,war ichgeschockt. Ichhabe
gebetet,dass ichdasnichtbrauche.Die-
seSchläuche aus demBauch, unddann
mit diesemTeil herumlaufen. AufDauer
keinPuls.Daswar fürmicheine schlim-
me Vorstellung. Das hätte ich nicht ge-
packt. Aber dann kamen die Ärzte mit
der ECMO, weil ich so schlechteWerte
hatte für dieKunstherz-OP.
DieMini-Herz-Lungen-MaschinehatSie
vor demTodbewahrt?
Auf jedenFall.OhnedieECMOhätte ich
nicht überlebt. Denn mein Herz hatte
nur noch eine Pumpleistung von zwei
Prozent.
Da hat man ja auch keinen Puls mehr.
Und mit der ECMO auch nicht. Selt­
samesGefühl, oder?
Ehrlich gesagt: Das habe ich gar nicht
mitgekriegt. Ichhab’ zwarmal dieHand
aufgelegt und gedacht: ‚Komisch, ich
merk’ ja nichts.’ Aber es hat mich nicht
beunruhigt.Unddashatnurdarangele-
gen, weil mir meine Ärzte und Pfleger
immer dasGefühl gegebenhaben, dass
ichdaspackeundüberlebenwerde.Alle
haben alles getan, damit ich nicht resi­
gniere. Das ist soooowichtig. Niemand
hat sich anmerken lassen, dass ich so
krank war und am Rand des Todes
stand.
Wie lange waren Sie an der ECMO
angeschlossen?
ZweiWochen lang.
Die Sie bewusst erlebt haben oder eher
ineinemDämmerzustand?
Ganz bewusst. Die haben mich alle ja
nicht schlafen lassen (lacht). Ich wollte
auch täglichmeineFamilieundFreunde
sehen.Wir hatten sogar Spaß, auchmit
denPflegern undÄrzten. Daswar nicht
so, dass die Stimmung im Raum auf
meinenZustandgedeutet hätte.
Wie endeten die zwei traumatischen
Monate für Sie?
Unfassbar!PlötzlichkameinArztherein
und sagte: ‚Wir haben ein Spenderherz
für Sie!’ Dieser Moment war unbe-
schreiblich. Da freuen Sie sich wie ein
kleines Kind. Aber es war nicht klar, ob
esmitHepatitis-Viren infiziert ist.Daha-
be icheinehalbeStundegezögert –eine
Zeit, in der mir mein ganzes Leben
durch den Kopf geflogen ist. Und dann
habe ich mir gedacht: Natürlich gehst
DudiesesRisikoein!
Und als Sie aufgewacht sind nach der
Transplantation…
Wahnsinn! Ichkonnte schnaufen.Richtig
durchatmen.UnddasHerzwar sauber.
Wiegehtes Ihnenheutegesundheitlich?
Top! Meinen Alltag kriege ich wieder
fast normal hin.
EineGeschichtewieauseinem schlechtenFilm. Seit jeher sportlich
aktivund lebenslustig, hatChristineHuchlergarnicht gemerkt, dass
etwasmit ihremHerzennicht stimmte. Bis zum29. Juni 2012. Plötzlich
wirddie jungeFrauum1Uhrmorgenswach, fängt an zu spucken
und zukeuchen. Ihr ist übel und schwindlig. Siemuss sichübergeben.
Diagnose: schwereHerzschwäche–mit akuterLebensgefahr.Nach
einemerstenvierwöchigenAufenthalt ineinemKrankenhauswurde sie
indieHerzchirurgiederLMUüberwiesen. Siewar eineder ersten, die
dort vonderMini-Herz-Lungen-Maschineprofitiert hat.
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