SÜDAMERIKA
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desto stärker. „Das erscheint auch
plausibel“, sagt Prof. Katja Radon vom
Institut und Poliklinik für Arbeits- und
Umweltmedizin der LMU München
und ist sehr angetan von der Master-
arbeit der Studentin. Viele der Männer
leiden auch an Konzentrationsstörun-
gen, umso stärker, je tiefer sie tauchen.
Marie Astrid Garrido ist Absolven-
tin eines vorbildlichen Projektes der
LMU-Medizin: das Studium zum „Mas-
ter International Occupational Safety
and Health“, berufsbegleitend speziell
für Fachleute aus Lateinamerika mit
arbeitsmedizinischer Vorbildung. Auf
Spanisch, natürlich. Der Aufbau des
Studiengangs, ein sogenanntes Blen-
ded-Learning-Konzept, ist innovativ.
Zunächst treffen sich die Teilnehmer
zu einem zweiwöchigen Auftaktkurs
an einer der Partnerhochschulen in
Lateinamerika, wo sie auch ihren Tutor
kennenlernen, der sie wissenschaft-
lich bei ihrem arbeitsmedizinischen
Forschungsprojekt supervidiert. Wieder
zu Hause, studieren sie online die Mo-
dule, die ein Team um Prof. Radon
entworfen hat. Nach einem Jahr folgt
ein zweiter, einwö-
chiger Präsenzkurs in
Lateinamerika, und
vor der Masterarbeit
kommen die Studie-
renden dann nach
München.
„Wir wollen unsere Teilnehmer befähi-
gen, sich nicht auf ihre oft veralteten
nationalen arbeitsmedizinischen Richt-
linien zu verlassen“, erklärt Katja
Radon, „sie sollen sich am aktuellen
internationalen Stand der Dinge ori-
entieren.“ In diesem Sinne können sie
am Ende idealerweise Probleme des
Arbeitsschutzes in ihren Unterneh-
men und Organisationen nach mo-
dernen Maßstäben erkennen und an-
gehen.
„Darüber hinaus unterrichten die
meisten unserer Absolventen nun Ar-
beitsmedizin unter Verwendung moder-
ner Lehrmethoden an Universitäten in
Lateinamerika“, freut sich die Epide-
miologin. Das alles passiert vor dem
Hintergrund, dass viele Staaten Latein-
amerikas wirtschaftlich enorm wach-
sen und zunehmend internationale
Konventionen zum Arbeitsschutz un-
terschreiben. Damit die neuen Rege-
lungen umgesetzt werden können,
braucht es Experten. Seit 2012 haben
etwa 50 junge Leute aus 13 lateiname-
rikanischen Ländern den speziellen
Master gemacht.
Zum Programm zählen zudem die
zweiwöchigen Summer Schools, die
offen sind für arbeitsmedizinisch
interessierte Gesundheitsfachkräfte
auch aus Asien und Afrika. Hier ler-
nen die Teilnehmer, wie sie Interven-
tionen unter aktiver Beteiligung zum
Beispiel der Arbeiter wirksam umset-
zen können.
»Wir wollen unsere Teilnehmer
befähigen, sich nicht auf ihre oft
veralteten nationalen arbeitsmedizi
nischen Richtlinien zu verlassen.«
»Über die Hälfte
der Männer leidet
unter teilweise
schweren Hörver
lusten – und je
länger sie in ihrem
Metier arbeiten,
desto stärker.«
DIE 8 HÄUFIGSTEN
BERUFSBEDINGTEN
ERKRANKUNGEN
32%
Krebs
23%
Herz- und Kreislauf-
erkrankungen
18%
Unfälle und
Gewalteinwirkung
17%
Infektionserkrankungen
8%
Atemwegserkrankungen
1%
Psychische Erkrankungen
1%
Erkrankungen des
Verdauungsapparates
0,4%
Erkrankungen des Harn-
und Geschlechtsapparates