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FORUM

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möglich. Vielversprechende Behandlungskonzepte können Betroffenen im Rah-

men klinischer Studien frühzeitig zugänglich gemacht werden. Zugleich findet

eine interdisziplinäre Versorgung auf Grundlage neuester Therapien statt. Neben

der Vorsorge bietet die Ambulanz auch eine Nachsorge und langfristige medizi-

nische Betreuung an. Ziel ist dabei neben der konsequenten Umsetzung etablier-

ter Therapien der Gewinn von Erkenntnissen über die Wirksamkeit von neuen

Behandlungsmaßnahmen. Mit eingebunden werden dabei stets die in der Regel-

versorgung tätigen niedergelassenen Ärzte.

müncHnER unikLinikEn

wicHtiGE PaRtnER im foRscHunGsvERBund

Sowohl für die Grundlagenforscher wie auch für die Kliniker ist die unmittelbare

Nähe und Zusammenarbeit zwischen CSD und dem Klinikum der Universität Mün-

chen (LMU) sowie dem Klinikum rechts der Isar (TUM) ein enormer Vorteil. So

können etwa Grundlagenforscher die am Campus Großhadern angesiedelte Exper-

tise der Nuklearmediziner und der Radiopharmakologen nutzen, um bei der Erfor-

schung von Abläufen im Gehirn von Mäusen mittels moderner Bildgebungsverfah-

ren neurodegenerative Veränderungen zu beobachten und neue Therapieansätze

zu testen. Dabei werden spezifische radioaktive Marker verwendet, die an Zell-

strukturen im Gehirn andocken und im Positronen-Emissions-Tomographen (PET)

sichtbar gemacht werden können. Ein weiteres konkretes Beispiel für die gelungene

Zusammenarbeit zwischen Forschern und Klinikern zeigt sich in der DIAN-Studie

(Dominantly Inherited Alzheimer Network). Dabei handelt es sich um ein interna-

tionales, in den USA gegründetes Netzwerk, um die genetisch bedingten Formen

der Alzheimer-Erkrankung besser zu erforschen. Der deutsche Beitrag wird vom

DZNE getragen, die Neurologische Klinik am Campus Großhadern und die Nuk-

learmedizinische Klinik des Klinikums rechts der Isar sind dabei klinische Partner.

Die vererbte, aber seltene Form der Alzheimer-Demenz (rund ein Prozent aller

Alzheimer-Fälle) ist eine relativ gut verstandene Variante mit einer bekannten

genetischen Kausalität. Sie eignet sich daher als Modell für die viel häufigere

sporadische Alzheimer-Erkrankung.

aLzHEimER-tHERaPiEfoRscHunG

im aufwind

Die seit über 20 Jahren intensivierte Alzheimer-For-

schung steht vor einem möglicherweise entscheiden-

den Meilenstein. „Erst vor wenigen Wochen wurden

bei einem internationalen Kongress erste Ergebnisse

einer Impfstudie vorgestellt, bei der Antikörper die

giftigen Eiweißablagerungen, die ß-Amyloid-Plaques,

im Gehirn binden und dafür sorgen, dass sie keinen

Schaden mehr anrichten“, sagt Prof. Christian Haass,

Standort-Sprecher des DZNE und Inhaber des LMU-

Lehrstuhls für Stoffwechselbiochemie in München.

Getestet wurde der Wirkstoff an 200 Patienten. Das

Ergebnis gibt Anlass zur Hoffnung: Die Gedächtnis-

leistung, einer der Parameter für eine erfolgreiche Be-

handlung, konnte über einen Zeitraum von einem Jahr

stabilisiert werden. Das schädliche Eiweiß zerstörte

demnach keine weiteren Nervenzellen im Gehirn. Die-

ser Antikörper muss nun aber in weiteren klinischen

Studien getestet werden. Parallel dazu gibt es Erfolg

versprechende Ansätze, Wirkstoffe gegen Enzyme zu

entwickeln, die für die Produktion der giftigen Eiweiße

mitverantwortlich sind. „Vermutlich“, so Prof. Martin

Dichgans, Direktor des ISD, „wird es am sinnvollsten sein, Kombinationstherapien

mit sich ergänzenden Ansatzpunkten zu entwickeln.“ Darüber hinaus gilt es weiter-

hin, die Gefäß-Prävention zu stärken und die Frühdiagnostik zu verbessern.

SCHWERPUNKTE DER

ARBEIT DES DZNE & ISD

Schwerpunkte der Arbeit des DZNE am

Standort München unter der Leitung von

Prof. Dr. Dr. h.c. Christian Haass:

• Alzheimer-Erkrankung (AD) mit einem

speziellen Fokus auf der regulierten

Intramembranproteolyse (RIP)

• Parkinson-Erkrankung (PD)

• Frontotemporale Degeneration (FTD)

• Amyotrophe Laterale Sclerose (ALS)

Schwerpunkte der Arbeit des

ISD unter der Leitung von

Prof. Dr. Martin Dichgans:

• Schlaganfall und Demenz

• Tagklinik für Demenz- und

SchlaganfallPatienten

• Mechanismen von Gefäß-

erkrankungen und Demenz

• Differenzierte Diagnostik und

multidisziplinäre Betreuung

der Patienten

• Klinische Studien

„Für mich ist mit dem DZNE und seiner Ansiedlung im CSD ein langer

Traum in Erfüllung gegangen: Ein Institut, in dem alle Arbeitsgruppen

an Themen der Demenz arbeiten, von der Biophysik bis zum Patienten.

Damit haben wir am Campus Großhadern ein Forschungszentrum von

Weltrang etabliert, das international höchsten Ansprüchen genügt. Die

Partnerschaft mit den besten Forschungsorganisationen und Universi-

täten ist einzigartig und attraktiv für Studierende und Wissenschaftler

gleichermaßen. Der Exzellenzcluster SyNergy, Munich Cluster for

Systems Neurology, hat maßgeblich dazu beigetragen, dass wir

heute diesen Erfolg feiern können.“

Prof. dr. dr. h.c. christian Haass

Standortsprecher DZNE e.V. München & BMC,

Stoffwechselbiochemie, Ludwig-Maximilians-Universität München