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LEHRE

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Gewandter reden

Immer wieder beklagen Patienten, dass

viele Ärzte kaum, schlecht und unsen-

sibel mit ihnen sprechen. Das ist auch

kein Wunder, denn Kommunikation

ist eine immer wieder unterschätzte

Kunst. Jahrelange Forschung hat ge-

zeigt, wie man richtig mit Patienten

kommuniziert: verständlich, klar und

zugewandt. Was sich leichter schreibt,

als es gesagt ist. Im weiterentwickel-

ten Kommunikations-Curriculum im

MeCuM sollen ab den kommenden

Jahren nicht nur Studierende lernen,

wie Kommunikation mit Patienten op-

timal laufen sollte. „Wir wollen darin

auch, dass alle Ärzte nach und nach

in einem modernen kommunikativen

Umgang mit Patienten geschult werden,

um ihren Studierenden einen guten

Kommunikationsstil vorzuleben“, sagt

Prof. Claudia Bausewein, Direktorin

der Klinik und Poliklinik für Palliativ-

medizin. Eine Riesenherausforderung,

weil Hunderte Mitarbeiter entspre-

chend weitergebildet werden müssen.

Alle bekommen zunächst die Theorie

der Kommunikation gelehrt. Das Ge-

lernte erproben sie dann mit Schau-

spielern, die Patienten mit bestimmten

Erkrankungen darstellen. Hier wird in

Rollenspielen, auch untereinander, ge-

probt, ob und wie man im Gespräch

wirkt. Was Körpersprache macht. Was

gute Rede ist. Alles wird auf Video

aufgezeichnet und ausgewertet. Von

erfahrenen Dozenten bekommen die

Studierenden Rückmeldung, was sie

gut und was sie weniger gut gemacht

haben. Sie erhalten auch computer­

gestützte Anleitung, die anhand von

Beispielen deutlich macht, wie ein

Kommunikationskönner agiert. Am

Schluss erproben die Studierenden

eine gute Gesprächsführung mit ech-

ten Patienten.

Langfristig soll das systematische

Kommunikationstraining auf das Pfle-

gepersonal und Mitarbeiter anderer

Gesundheitsberufe im Klinikum aus-

geweitet werden. Denn, so Studiende-

kan Martin Fischer: „Der Patient soll

ein Team erleben, dessen Kommuni-

kation in sich stimmig ist.“

Besser forschen

Zwar wird Forschung im Medizinstudi-

um an der LMU und am Klinikum schon

seit Jahren betont. Doch in Zukunft wird

sich der Fokus darauf auch in der Lehre

intensivieren. Hintergrund: Kritiker be-

klagen immer wieder, die Qualität me-

dizinischer Doktorarbeiten sei durch-

wachsen. Künftig will die medizinische

Lehre an der Medizinischen Fakultät

der LMU und am Klinikum die Studie-

renden besser dazu befähigen:

zu begreifen, was eine

wissenschaftliche Erkennt-

nis überhaupt bedeutet;

Forschungsfragen und

entsprechende Hypothesen

zu formulieren;

kritisch Fachliteratur

zu lesen und zu

interpretieren sowie

wissenschaftliche Daten zu

verarbeiten, darzustellen

und zu kommunizieren, im

Kontext mit Kollegen oder

mit Patienten.

Vertreterinnen und Vertreter verschie-

dener wissenschaftlicher Disziplinen

an LMU und Klinikum haben einen

über alle Studienjahre laufenden Plan

erstellt, wie diese Punkte als Grund­

lage für eine hochwertige Doktorarbeit

verbindlich ins Medizinstudium inte-

griert werden. Jeder Studierende muss

bereits jetzt ein achtwöchiges Pro-

jektmodul im MeCuM absolvieren.

Dieser Baustein soll inhaltlich weiter-

entwickelt werden und ist für for-

schungsinteressierte Studierende ver-

knüpfbarmitPromotionsprogrammen,

die schrittweise stärker strukturiert

werden sollen. Dabei sollen die Studen-

ten schneller und präziser

Nachdenken, verfeinern, zukunftsfähig werden: Bis 2020 verändert

sich das MeCuM durch mehrere Neuerungen. Sie sollen unter anderem

dabei helfen, grundlegende Kritikpunkte der Öffentlichkeit am ärztlichen

Handeln zu beseitigen.

»Der Patient soll ein

Team erleben, dessen

Kommunikation in

sich stimmig ist.«