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Patientensicherheit beginnt

bereits bei der Ausbildung

der Studierenden.

Fehler in der

Medizin

19.000

durch Behandlungsfehler

3.500

durch Verkehrsunfälle

Rückmeldung über das erhalten, was sie

leisten und wo sie noch Defizite haben.

Alle Medizinstudenten sollen nach ihrem

Staatsexamen wissenschaftlich denken

und arbeiten können – egal ob sie pro-

movieren oder nicht. „Und nicht kritiklos

eine wissenschaftliche Veröffentlichung

lesen und sagen, wird schon stimmen“,

wie Prof. Thomas Gudermann es aus-

drückt. Der Leiter desWalther-Straub-In-

stituts für Pharmakologie und Toxikolo-

gie sieht in diesemProjekt „einewichtige

Profilbildung für unsere Fakultät“. Trotz

des enormen Betreuungsaufwandes, der

damit verbunden ist.

Sicherer behandeln

Fehler in der Medizin sind ein Thema,

das immer aktuell ist. Jedes Jahr ster-

ben Schätzungen zufolge 19.000 Men-

schen durch Fehler im Krankenhaus –

etwa fünfmal so viele wie durch Unfälle

im Straßenverkehr. Hinzu kommen die

Menschen, die durch ärztliche Fehler

mehr oder minder große Schäden

erleiden. Bei etwa einem Prozent

aller Krankenhausfälle kommt es laut

AOK insgesamt zu Fehlern. Angesichts

von 19 Millionen Krankenhausbehand-

lungen jährlich summieren sich

190.000 Fehler – mit mehr oder weni-

ger gravierenden Konsequenzen. Dazu

addieren sich die Fehler in der ambu-

lanten Versorgung. Die medizinische

Lehre an der LMU will Studierende

systematisch im Fehlermanagement

schulen: Was kann man aus Fehlern ler-

nen? Wie lassen sich Fehler minimie-

ren? Wie dokumentiert man sie? Wie

kann eine gute Teamarbeit Fehler ver-

meiden helfen? „Wir wollen den Studie-

renden vermitteln, welche Verantwor-

tung sie haben“, erklärt Dr. Christian

Kowalski, Oberarzt an der Klinik für An-

ästhesiologie. Das Lehrprojekt geht über

Instituts- und Klinikgrenzen hinweg und

betrifft das gesamte Klinikum der Uni-

versität München.

Besser verzahnen

Das Medizinstudium besteht aus zwei

Phasen: der grundlagenorientierten Vor-

klinik und der praxisnahen Klinik. Bisher

hat die inhaltliche Abstimmung zwi-

schen beiden Abschnitten nicht immer

reibungslos funktioniert. Das bedeutet

beispielsweise, dass im klinischen Ab-

schnitt zuweilen unnötigerweise Stoff

aus der Vorklinik wiederholt wurde. Be-

stimmte Themen können möglicherwei-

se integriert abgehandelt werden. Ein

Beispiel ist das Impfcurriculum, „dessen

Inhalte wir studienabschnittsübergrei-

fend abgestimmt haben“, erklärt Martin

Fischer. Von den Grundlagen der Immu-

nologie und Biochemie bis hin zur Impf-

beratung und zur eigentlichen Durch-

führung der Impfung.

Genauer diagnostizieren

Die richtige Diagnose zu stellen, ist

zwingende Voraussetzung für eine

gute Therapie. Wer versiert darin sein

will, muss vor allem eines: üben, üben,

üben! Der Weg zum Expertenstatus ist

lang und dauert ca. 10.000 Stunden.

Martin Fischer sieht noch ein „großes

Potenzial, um unsere Studierenden

beim Diagnostizieren bereits im Studi-

um auf ein höheres Niveau zu heben“.

Deshalb erforscht das Institut für Di-

daktik und Ausbildungsforschung in

der Medizin in den kommenden Jahren

zusammen mit Bildungsforschern und

Psychologen, was die Lehre beitragen

kann, um die Studierenden in der Dia­

gnose fitter zu machen. Das Lernen in

verschiedenen simulierten Trainings­

szenarien soll helfen, zu korrekteren,

ökonomischeren und effizienteren Dia-

gnosen zu kommen.

»Ich sehe großes Potenzial, um unsere

Studierenden beim Diagnostizieren

bereits im Studium auf ein höheres

Niveau zu heben.«