Die Entstehung des Instituts

Dr. med. h.c. Friedrich Baur und seine Ehefrau Katharina

Dr. med. h.c. Friedrich Baur und seine Ehefrau Katharina

Die Geschichte des Friedrich-Baur-Instituts beginnt – schon vor seiner tatsächlichen Existenz – bereits im Jahre 1953 mit dem Stiftungswerk des Dr. med. h.c. Friedrich Baur an die Ludwig-Maximilians-Universität München, hauptsächlich zugunsten der Medizinischen Fakultät. Während in den ersten Jahren unter Federführung Professor Bingolds die Spenden zahlreichen verschiedenen Instituten zuflossen und vielfältige Forschungsarbeiten unterstützt wurden, reifte zwischen den Professoren Bingold und Bodechtel sowie dem Stifter der Entschluss, die Gelder vorrangig für ein stiftungseigenes Institut zu verwenden. 1955 übergab Professor Bingold den Vorsitz im Kuratorium der Stiftung an Professor Bodechtel, der den Plan, auf dem Gelände der Medizinischen Klinik an der Ziemssenstraße ein Institut zur Erforschung und Behandlung der Poliomyelitis zu errichten, zielstrebig vorantrieb. Das persönliche Schicksal seiner Gattin, Frau Katharina Baur, ließ auch den Stifter und seine gesamte Familie diesen Plan uneingeschränkt befürworten.

Nach mitunter aufwendigen Verhandlungen mit der Universitätsverwaltung und den Staatsministerien gelang es, im Jahre 1956 auf den Grundmauern der ehemaligen Ziemssenvilla im Innenhof der Medizinischen Klinik den ersten Bauabschnitt fertigzustellen und einzuweihen. Dieses Gebäude bestand aus 7 Krankenzimmern mit 10 (bis maximal 12) Betten sowie einem Labor zur Untersuchung und Erforschung von Viruskrankheiten. Das Institut wurde der damaligen 2. Medizinischen Klinik der Universität München unter der Leitung von Professor Bodechtel administrativ angegliedert, der als Ordinarius für Innere Medizin und Neurologie für diese leitende Position geradezu prädestiniert war. Bereits damals, als die Poliomyelitis epidemiologisch noch ein beträchtliches Problem darstellte und nicht nur Kinder, sondern auch Jugendliche und Erwachsene befiel, war die Kapazität in der Krankenversorgung rasch ausgeschöpft. Das Institut war mit schwerstgelähmten Patienten, die zum Großteil einer maschinellen Beatmung bedurften, voll belegt und konnte zahlreiche Patienten nicht aufnehmen. Es entwickelte sich schnell zu einer vielbeachteten Modelleinrichtung auf dem genannten Gebiet. Auch das virologische Labor unter Leitung der Herren Munk und Götz, die erste Einrichtung dieser Art in Bayern, musste bei zunehmendem Platzbedarf rasch ausgebaut werden. Demgemäß wurde 1959 ein Erweiterungsbau errichtet, der die Kapazität der Krankenstation auf 18 (bis maximal 20) Betten erhöhte. Die Virusabteilung wurde in neu eingerichtete Räume im ersten Stock des Gebäudes verlagert, wo zusätzlich Platz für weitere Forschungseinrichtungen entstand. So wurde unter der Leitung von Professor Erbslöh ein Muskellabor gegründet, welches in der feingeweblichen Untersuchung die verschiedenen Formen des Muskelschwundes zu untersuchen erlaubte, eine Methode, die in der Folge sich als ungemein wichtig und ausbaufähig erweisen sollte. Ein weiterer Raum diente ab sofort den verschiedensten Stoffwechseluntersuchungen unter Einschluss des Nervenwassers. In den Räumen der Medizinischen Klinik entstand unter Förderung der Friedrich-Baur-Stiftung unter der ärztlichen Leitung Professor Fruhmanns ein Labor zur Lungenfunktionsprüfung – von Beginn an unverzichtbar in der ärztlichen Betreuung der vielfältigen neurologisch begründeten Atemstörungen. Die durch die Verlagerung der Virusabteilung in den 1. Stock des Gebäudes freiwerdenden Räume im Erdgeschoß konnten wichtigen Untersuchungseinrichtungen für Patienten in Form einer Abteilung für Elektromyographie (elektrische Untersuchung von Nerven und Muskeln) unter der Leitung von Professor Struppler sowie Elektroenzephalographie (Ableitung der Hirnstromkurve) unter der Ägide Frau Professor Kollmannsbergers Platz bieten.