Startseite » News & Events » Archiv » Humbold-Stipendiat

Humboldt-Stipendiat am IPEK

Neue Humboldt-Stipendiaten an der LMU

 

München, 08.12.2011 - Vier neue Humboldt-Stipendiaten haben sich für einen Forschungsaufenthalt an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München entschieden. Dr. Jean-Eric Alard (Université de Bretagne Occidentale, Frankreich) ist zu Gast bei Privatdozent Oliver Söhnlein vom Institut für Prophylaxe und Epidemiologie der Kreislaufkrankheiten am Klinikum der Universität München. Dr. Kohji Mori (Osaka General Medical Center, Japan) wird bei Professor Christian Haass, dem Leiter des Adolf-Butenandt-Instituts der LMU, forschen und Gastgeber für Dr. Kathleen W. Christian wird Professor Ulrich Pfisterer vom Institut für Kunstgeschichte sein. Ein weiterer Humboldt-Stipendiat ist Dr. Dmitry Chernoglazov (St. Petersburg State University, Russland), der bei Professor Albrecht Berger am Institut für Byzantinistik, Byzantinische Kunstgeschichte und Neogräzistik forschen wird.

 

Die Alexander von Humboldt-Stiftung ermöglicht hoch qualifizierten, promovierten ausländischen Wissenschaftlern, im Rahmen eines Humboldt-Stipendiums ein Forschungsvorhaben eigener Wahl in Deutschland durchzuführen. Die geförderten Wissenschaftler wählen die jeweiligen Gastgeber selbst aus. Daher ist die Anzahl der Humboldt-Stipendiaten ein wichtiger Indikator für internationale Kontakte und Reputation.

 

Jean-Eric Alard

Weiße Blutkörperchen - sogenannte Leukozyten - infiltrieren bei entzündlichen Reaktionen verletztes Gewebe und helfen, Bakterien zu eliminieren und das geschädigte Gewebe zu reparieren. Bei der Koordination dieser Abläufe sind körpereigene Botenstoffe essentiell, die zum Teil aus den Leukozyten selbst freigesetzt werden. Sogenannte α-Defensine gehören zu einer Gruppe von Botenstoffen, die in der Lage sind, Bakterien direkt zu eliminieren sowie Leukozyten anzulocken und zu aktivieren. Jean-Eric Alard will im Rahmen seines Projekts an der LMU die Interaktion von α-Defensinen und Leukozyten charakterisieren und Rezeptoren für α-Defensine auf Leukozyten identifizieren. Anschließend wird er in verschiedenen Entzündungsmodellen testen, auf welche Weise diese Interaktionen und die Defensin-Rezeptoren am Entzündungsgeschehen beteiligt sind – möglicherweise könnten mithilfe von Alards Ergebnissen pro- oder anti-entzündliche Reaktionen in Zukunft gezielt gesteuert werden.

 

Jean-Eric Alard studierte Zellbiologie und Physiologie an der Université de Bretagne Occidentale in Brest (Frankreich) und promovierte 2010 in Immunologie. Anschließend war er an der Universität Brest als Postdoktorand tätig.

 

Dmitry Chernoglazov

Dmitry Chernoglazov erforscht die byzantinische Epistolographie, das heißt die Korrespondenz zwischen Gebildeten im Mittelalter. Ebenso wie in anderen Gattungen mittelalterlicher Literatur gab es in byzantinischen Briefen eine komplizierte Etikette: Je nach Gegebenheit war eine bestimmte Reaktion des Autors oder eine bestimmte Form gefordert. Das Hauptziel von Chernoglazovs Forschung ist es, die Etikette in Briefen der mittelbyzantinischen Epoche – das heißt im 9. bis 12. Jahrhundert – zu beschreiben und ihre Entwicklung zu verfolgen. Seine Untersuchungen sollen helfen, die byzantinische Epistolographie als literarische Gattung zu charakterisieren und jeden einzelnen byzantinischen Brief richtig zu interpretieren.

 

Dmitry Chernoglazov studierte am Lehrstuhl für Allgemeine Sprachwissenschaft an der Philologischen Fakultät der Staatlichen Universität St. Petersburg (Russland), wo er im Jahr 2006 auch promovierte. Anschließend war er am selben Lehrstuhl als Oberhochschullehrer und Dozent tätig.

 

Kathleen W. Christian

Kathleen Christian untersucht die künstlerische Identität und die kulturellen und intellektuellen Wurzeln des Erfolgs von Raphael von Urbino, einem der berühmtesten italienischen Künstler des 16. Jahrhunderts. Im Gegensatz zu anderen herausragenden Renaissancekünstlern, wie etwa Dürer oder Michelangelo, entspricht Raphael nicht dem modernen Image eines kreativen Genies – er war zu „normal“. Die Darstellung seiner Persönlichkeit hat sich seit dem 16. Jahrhundert, als seine Bewunderer ihn als besonders "bescheiden", "freundlich" und "dankbar" charakterisierten, kaum gewandelt. Besonders die Schriften von Baldassare Castiglione, Ludovico Dolce und Giorgio Vasari trugen dazu bei, dass Raphael als Künstler gesehen wurde, dessen Persönlichkeit perfekt zu seinem anmutigen künstlerischen Stil passte. Die Identität Raphael scheint jedoch ein komplexes Konstrukt zu sein, das nähere Untersuchungen verdient. Christians Ziel ist es, erstmals umfassend die systematische Erschaffung und Wandlung von Raphaels künstlerischer Identität zu untersuchen - von der Zeit seiner ersten Erfolge bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts.

 

Kathleen W. Christian studierte Kunstgeschichte und Architektur an der Wesleyan University in Middletown (USA) sowie der Harvard University (USA), wo sie 2003 auch promovierte. Anschließend war sie an der National Gallery of Art in Washington (USA) und der Universität Zürich (Schweiz) tätig. 2004 bis 2011 war Christian Assistant Professor für Kunstgeschichte und Architektur an der University of Pittsburgh (USA). Ab 2012 wird sie an der Open University in Milton Keynes (Großbritannien) tätig sein.

 

Kohji Mori

Die amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine unheilbare progressive Erkrankung des motorischen Nervensystems. Durch die Krankheit kommt es zu einer fortschreitenden Schädigung und Degeneration bestimmter Nervenzellen im Rückenmark und im Gehirn, die für die Steuerung der Muskeln zuständig sind – Muskellähmungen und Muskelschwund sind die Folge. Die Patienten verlieren nach und nach die Fähigkeit, sich zu bewegen, zu sprechen oder zu atmen. Viele ALS-Patienten sterben zwei bis drei Jahre nachdem die Krankheit diagnostiziert wurde an Atemproblemen. Während in der überwiegenden Mehrheit der Fälle die Krankheit spontan auftritt, leiden etwa zehn Prozent der Patienten an einer familiären Form von ALS - hier beruht die Erkrankung auf einer ererbten Genmutation. Studien in den USA und England zeigten, dass die Anlage zur erblichen Form von ALS in einem bestimmten Bereich von Chromosom 9 lokalisiert ist. Mori wird nun erforschen, wie Mutationen in den entsprechenden Genen auf Chromosom 9 ALS verursachen. Diese Untersuchungen könnten auch für die häufigeren spontanen Erkrankungsfälle zu wichtigen Erkenntnissen führen, aus denen sich möglicherweise neue Therapieansätze ergeben könnten.

 

Koji Mori studierte Medizin an der Ehime University (Japan). Von 2004 bis 2006 war er als Arzt am Kansai Rousai Hospital in Hyogo (Japan) und am Osaka University Hospital (Japan) tätig, bevor er ein Promotionsstudium an der Osaka University aufnahm. 2010 promovierte Mori im Fach Psychiatrie. Anschließend arbeitet er als Clinical Fellow in Psychiatrie am Osaka General Medical Center. (göd)

Verantwortlich für den Inhalt: Kommunikation und Presse