Therapie der überaktiven Blase / Urgeharninkontinenz

Die Therapie der OAB wird unterteilt in konservative und medikamentöse Ansätze. Grundlage der konservativen Therapie ist eine Lebensstiländerung, dabei werden folgende Verhaltensänderungen empfohlen:

• Reduktion der Trinkmenge

• Mind. 2h vor dem Schlafengehen keine Flüssigkeitsaufnahme

• Trinkmenge gleichmäßig über Tag verteilen

• Reizstoffe meiden (Nikotin, Pfeffer, Chili, scharfe Gewürze)

• Obstipation meiden

Zusätzlich wird ein Blasentraining empfohlen, hierbei sollen zu kurze Miktionsintervalle durch ein aktives Unterdrücken des Harndranges verlängert werden.

Mit Hilfe von Beckenbodentraining mit Biofeedback kann eine Beckenbodenüberaktivität positiv beeinflusst werden und damit reflektorisch zu einer Linderung der Drangbeschwerden führen. Entsprechenden Leihgeräte für die Biofeedbacktherapie können für das Training zu Hause verordnet werden.

Bei Vorliegen von einem Hormonmangel in der Scheide können durch eine lokale Östrogenisierung mittels Vaginalzäpfchen oder Creme die Drangbeschwerden positiv beeinflusst werden.

Zur medikamentösen Therapie der OAB und Urgeharninkontinenz werden Anticholinergika empfohlen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen der Anticholinergika zählen Mundtrockenheit und Verstopfung. Um die Wirkung einer anticholinergen Therapie ausreichend beurteilen zu können, ist eine regelmäßige Einnahme über 4-6 Wochen notwendig. Bei nicht ausreichender Wirkung wird eine Dosissteigerung bzw. ein Wechsel des Anticholinergikums empfohlen.

Sollte es unter einer anticholinergen Therapie nicht zu einer zufriedenstellenden Besserung der Beschwerden kommen oder aufgrund von Nebenwirkungen eine anticholinerge Therapie nicht möglich sein, kann die Injektion von Botulinumtoxin A in den Blasenmuskel (Detrusor vesicae) erwogen werden. Die Nebenwirkungen sind in der Regel gering, teilweise kann es aber zu einer temporären Restharnbildung und dadurch notwendig werdenden Einmalkatheterismus kommen. Die Erfolgsquote liegt bei bis zu 75% und die durchschnittliche Wirkdauer bei 6-9 Monaten. Auch wiederholte Injektionen führen dabei nicht zu einer Reduktion der Wirkung. Bisher hat Botulinumtoxin allerdings keine Zulassung für den Einsatz an der Blase (off-label-use) und sollte, auch wenn aktuell Zulassungsstudien erfolgen, nur an spezialisierten Zentren angewandt werden.

Ist die OAB durch psychosomatische Faktoren bedingt, sollte der zusätzliche Einsatz von autogenem Training und Atemtherapie erwogen werden.