operative Therapie der Belastungsinkontinenz

Durch die Einführung von spannungsfreien Schlingen zur minimalinvasiven Therapie der Belastungsinkontinenz Mitte der 90er Jahre wurde die Kolposuspension (sog. Blasenhebung) als Gold-Standard in den letzten Jahren verdrängt. Aber auch heute wird bei Spezialindikationen wie im Rahmen abdominaler Deszensuskorrekturen oder in Rezidivsituationen eine Kolposuspension durchgeführt.

Die spannungfreien Schlingen oder auch Bänder genannt, bestehen aus Polypropylene und werden über einen vaginalen Zugang spannungsfrei unter die mittlere Harnröhre platziert. Dabei erfolgt die Ausleitung der Schlinge entweder retropubisch oder transobturatorisch. Bei der retropubischen Methoden wird die Schlinge entweder von der Scheide aus (transvaginales Tape oder TVT-Verfahren) oder von suprapubisch (suprapubic arc sling oder SPARC-Methode) aus platziert. Das TVT-Verfahren war das erste Schlingenverfahren und wurde erstmals Anfang der 1990er-Jahre veröffentlicht. Die Kontinenzraten liegen in einem Follow-up von 10 Jahren bei bis zu 95%. Hauptkomplikationen sind bei dieser Methode v.a. Blasenverletzungen, außerdem kann es zu Arrosion der Urethra und Vaginalwand, sowie zu Ausbildung von Hämatomen und Blasenentleerungsstörungen im Sinne von Restharnbildung oder Drangbeschwerden kommen. Die transobturatorische Einlage der Schlingen wurde erstmals 2001 beschrieben (transobturatorisches Tape oder TOT-Methode). Die Kontinenzraten liegen bei dieser Methode ähnlich wie beim klassischen TVT. Die Komplikationsraten sind ähnlich zu den retropubischen Verfahren, allerdings ist die Gefahr einer Blasenverletzung und Restharnbildung geringer. Dafür sind postoperative Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und in den Leisten häufiger beschrieben.

Die im Vergleich zur Kolposuspension geringere Invasivität, die schnellere Rekonvaleszenz und die Sicherheit des Verfahrens erklären den Erfolg der modernen Schlingen.

Die Verwendung von so genannten Bulking Agents, welche periurethral eingebracht werden und zu einer Kompression der Harnröhre führen, ist zwar eine einfach durchzuführende Therapieoption für die Belastungsinkontinenz, die Wirkung ist allerdings nur kurzfristig und meistens sind wiederkehrende Re-Injektionen notwendig.

Die Implantation eines artifiziellen Sphinkters ist als Ultima ratio bei Versagen aller anderen Therapieoptionen anzusehen.

 

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Schlingen zur minimalinvasiven Therapie der Belastungsinkontinenz bei der Frau

 

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Anatomischer Verlauf retropubischer (rot) und transobturatorischer Schlingen