Diagnostik

Zunächst erfolgt in den meisten Fällen eine sogenannte Basisdiagnostik:

• Ausführliche Anamnese inkl. Miktionsanamnese, Voroperationen, Medikamenten und Fragen nach Beginn und auslösenden Faktoren der Harninkontinenz

• Körperliche Untersuchung mit urogynäkologischer Untersuchung und neurologisch-orientierender Untersuchung

• Urinuntersuchung

• Restharnbestimmung

• Beurteilung der Lebensqualität mittels standardisierten Fragebogen und Beurteilung des Therapiewunsches

• Trink- und Miktionsprotokoll

Mit Hilfe der empfohlenen Basisdiagnostik können auch sekundäre Ursachen für eine Harninkontinenz wie Harnwegsinfekte, hoher Restharn, Blasentumore und Blasensteine ausgeschlossen werden.

Zusätzlich sollte bei Vorliegen einer Belastungsinkontinenz ein sog. Husten- oder Stresstest durchgeführt werden (positiv bei hustensynchronem Urinverlust). Der Schweregrad der Inkontinenz kann dabei in 3 Schweregrade eingeteilt werden (Tabelle 2).

 

Belastungsinkontinenz I°

Urinverlust beim Husten, Niesen, Pressen und Lachen

Belastungsinkontinenz II°

Urinverlust beim Heben, Laufen und Treppensteigen

Belastungsinkontinenz III°

Urinverlust auch im Liegen

Tabelle 2: Einteilung des Schweregrades der Belastungsinkontinenz nach Ingelmann-Sundberg

 

Nach der Basisdiagnostik wird zunächst ein 1. Therapieversuch empfohlen. Erst bei Versagen des 1. Therapieversuches, bei rezidivierenden Infekten oder zur Abklärung vor einer Inkontinenz- oder Senkungsoperation bzw. bei postoperativer Inkontinenz wird im Rahmen einer erweiterten Diagnostik eine sogenannte Blasendruckmessung (Urodynamik) empfohlen. Bei Verdacht auf eine neurologische Komponente der Inkontinenz wird allerdings schon in der Basisdiagnostik eine Urodynamik empfohlen.

Manchmal kann auch eine Ultraschall- oder Röntgenuntersuchung von Blase oder Darm notwendig sein.

Eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) wird bei komplizierter Harninkontinenz oder z.B. beim Nachweis von Blut im Urin empfohlen.

Das dynamische Funktions-MRT des kleinen Beckens ermöglicht eine genaue Darstellung der dynamischen Vorgänge beim Zusammenspiel aller Beckenorgane und des Beckenbodens. Allerdings ist diese Untersuchung nur bei besonderen Fragestellungen (z.B. Rezidivinkontinenz, Rezidivdeszensus oder unklare Beschwerden nach erfolgter Inkontinenz- oder Deszensuschirurgie) an spezialisierten Zentren sinnvoll.